Am Sonntag stach dann ein Palästinenser einen 15-Jährigen nieder. Das Opfer wurde verletzt in ein Krankenhaus gebracht, der Angreifer ebenfalls von Polizisten erschossen. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte die Anschläge in Jerusalem scharf. Er sei sehr besorgt, dass die Vorfälle Vorzeichen eines "gefährlichen Abgleitens hin zur Eskalation" seien, sagte Ban am Sonntag in New York laut Mitteilung der Vereinten Nationen.

Es beunruhige ihn auch, dass militante palästinensische Gruppen die tödlichen Anschläge gelobt hätten. Ban rief alle Beteiligten dazu auf, Gewalt zu verurteilen, und Ruhe zu bewahren, um eine weitere Eskalation zu verhindern.

In der Nacht zum Sonntag hatte ein Mann in Jerusalem einen 15-jährigen Israeli niedergestochen und verletzt und war dann von Polizisten erschossen worden. Nur wenige Stunden zuvor hatte ein Palästinenser in der Altstadt zwei Israelis mit einem Messer tödlich verletzt. Der Mann wurde ebenfalls von Polizisten erschossen.

Als Reaktion auf die tödlichen Messerangriffe in Jerusalem ließ die Regierung erstmals die Altstadt zwei Tage lang für Palästinenser sperren. Am Sonntag und Montag dürften nur Bewohner der Altstadt, israelische Staatsbürger, Touristen, Ladeninhaber und Besucher von dortigen Bildungsstätten die Altstadt betreten, verfügte die israelische Polizei. Das Verbot betrifft damit einen Großteil der 310.000 palästinensischen Einwohner des von Israel besetzten Ostteils Jerusalems.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kündigte indessen neue harte Maßnahmen gegen Attentäter an. "Diese Schritte umfassen unter anderem den beschleunigten Abriss von Häusern von Terroristen", sagte Netanyahu in einer am Sonntagabend von seinem Büro veröffentlichten Videobotschaft. Er habe angeordnet, dass die Verantwortlichen Maßnahmen treffen, "um Terror zu verhindern und um Attentäter abzuschrecken und zu bestrafen". Netanyahu kündigte einen erbitterten Kampf "bis zum Tod" gegen "den palästinensischen Terrorismus" an.

Seit drei Wochen ist die Lage rund um den Tempelberg in der Altstadt besonders angespannt, immer wieder gibt es Zusammenstöße zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei. Der Ort, an dem bis ins 1. Jahrhundert der Jüdische Tempel stand und wo vor 1.300 Jahren der islamische Felsendom und die Al-Aksa-Moschee errichtet wurden, gilt beiden Religionen als zentrale heilige Stätte. Wegen einer Häufung religiöser Feste, die am Montagabend enden, kam es jetzt verstärkt zu Nutzungskonflikten.

Die palästinensische Regierung beschuldigte Israel am Sonntag, die Lage willentlich zu eskalieren. "Die Regierung verurteilt die Eskalationsstrategie der israelischen Besatzungsbehörden gegen unsere Bevölkerung in Jerusalem und dem Westjordanland", hieß es in einer Stellungnahme aus Ramallah.