Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat auf der ganzen Welt viel Lob für ihre Flüchtlingspolitik bekommen. Während es in Deutschland mehr und mehr kritische Stimmen gibt, wird Merkels Entscheidung, Zehntausende über Ungarn gekommene Flüchtlinge aufzunehmen, international als großzügige und moralisch vorbildliche Geste gefeiert. Deshalb hat die Kanzlerin nach Meinung von Experten in diesem Jahr gute Chancen auf den Friedensnobelpreis, dessen Träger am Freitag in Oslo bekannt gegeben wird.

Merkel habe in der Flüchtlingskrise "moralische Führungsstärke" gezeigt und der Diskussion in Europa mit ihrer "Wir schaffen das"-Politik einen völlig neuen Dreh gegeben, meint der Leiter des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, Kristian Berg Harpviken. Der Norweger gehört zu den wenigen Experten weltweit, die sich alljährlich mit einer Favoritenliste an die Öffentlichkeit wagen - einen Treffer landete er allerdings noch nie.

276 Nominierungen

Merkel selbst sagte zu Medienberichten über ihre mögliche Auszeichnung, es sei nicht die Presse, die den Friedensnobelpreis vergebe. Sie konzentriere sich auf ihre politische Arbeit. "Und da haben wir alle Hände voll zu tun", sagte die Kanzlerin und nannte etwa den Umgang mit den vielen Flüchtlingen in Deutschland.

Insgesamt verzeichnete das Nobelkomitee in diesem Jahr 276 Nominierungen, zwei weniger als 2014. Die Kandidatenliste ist streng geheim, trotzdem gibt es jedes Jahr eifrige Spekulationen über die Entscheidung des Nobelkomitees. Als weitere aussichtsreiche Anwärter gelten diesmal die kolumbianische Regierung und die linken FARC-Rebellen, die nach jahrzehntelangen Kämpfen Friedensverhandlungen führen, und die russische Oppositionszeitung "Nowaja Gaseta".