Die Polizei erschoss beide Angreifer bei den Vorfällen am Samstagabend und in der Nacht auf Sonntag, die Altstadt wurde für zwei Tage für Palästinenser gesperrt. Nur Bewohner der Altstadt, Israelis, Touristen, ansässige Geschäftsleute und Schüler dürfen sich in die Gegend begeben.

Das Verbot betrifft damit einen Großteil der palästinensischen Einwohner des von Israel besetzten Ostteils Jerusalems. Israels Präsident Reuven Rivlin erklärte, das Land befinde sich "im Kampf gegen den Terrorismus".

Kind und Frau verletzt

Am Samstagabend ging zunächst ein Palästinenser in der Jerusalemer Altstadt mit einem Messer auf mehrere Israelis los und tötete zwei Menschen. Anschließend griff er sich die Schusswaffe eines der Getöteten, bevor er selbst von Polizisten erschossen wurde. Ein zweijähriges Kind und eine Frau wurden verletzt. Laut Behördenangaben handelte es sich bei dem Messerstecher um einen 19-jährigen Palästinenser aus dem von Israel besetzten Westjordanland. Stunden später verletzte ein weiterer Palästinenser im Westen von Jerusalem einen Israeli mit einem Messer schwer, bevor er von Polizisten erschossen wurde.

Seit Wochen ist die Lage rund um den Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem angespannt, immer wieder kommt es dort zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei. Der Tempelberg ist das wichtigste Heiligtum im Judentum und nach Mekka und Medina das drittwichtigste Heiligtum im Islam. Die Palästinenser befürchten, dass die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu den Status des Tempelbergs verändern will. Netanyahu bestreitet dies.

Die US-Regierung verurteilte den tödlichen Messerangriff. Washington sei sehr besorgt über die zunehmenden Spannungen im Westjordanland und in Jerusalem, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Der UN-Sondergesandte Nickolay Mladenov verurteilte den Angriff ebenfalls und erklärte, dieser sei "ebenso gefährlich für die Palästinenser wie für die Israelis".

Die Palästinenserbewegung Hamas begrüßte den tödlichen Angriff dagegen als "heldenhafte Tat des Widerstands", der Islamische Jihad sprach von einer "Antwort auf die terroristischen Verbrechen" Israels gegen die Palästinenser. Hamas-Mitglied Mahmoud Zahar hatte die Palästinenser zuvor am Samstag dazu aufgerufen, zu den Waffen zu greifen und den Tempelberg zu "verteidigen".

Nach dem ersten Messerangriff marschierten rund 50 rechtsradikale jüdische Demonstranten am Samstagabend in Richtung der Jerusalemer Altstadt und riefen Parolen wie "Krieg" oder "Das Volk fordert Rache". Mehrere Palästinenser wurden geschlagen, Autos von Palästinensern angegriffen.

Auch im Westjordanland ist die Lage angespannt, seit am Donnerstagabend ein jüdisches Siedlerpaar ermordet wurde. Bei einer Razzia der israelischen Armee wurden am Samstag nach palästinensischen Angaben sechs Menschen durch Schüsse und vier weitere durch Schläge verletzt. Die palästinensische Polizei teilte mit, dutzende israelische Soldaten seien vorgefahren, hätten Häuser durchsucht, Schäden angerichtet und acht Menschen festgenommen. Eine Sprecherin der israelischen Armee äußerte sich nicht zu den Vorkommnissen.

Der Rabbiner Eitam Henkin und seine Ehefrau Naama waren am Donnerstagabend in ihrem Auto vor den Augen ihrer vier Kinder erschossen worden. Das Paar wurde am Freitag in Jerusalem beerdigt. Israel startete nach der Tat eine Großfahndung nach den Mördern und verstärkte seine Militärpräsenz im Westjordanland.