Ein ranghoher Vertreter des russischen Generalstabs sprach von "Panik" unter den IS-Kämpfern. Rund 600 "Terroristen" des IS seien gezwungen worden, ihre Stellungen aufzugeben und versuchten nun, "nach Europa zu fliehen", sagte Andrej Kartapolow am Samstag. Das "militärische Potenzial" des IS sei bereits "deutlich" verringert worden.

Großbritannien warf der Regierung in Moskau vor, nur einer von 20 Luftangriffen richte sich gegen den IS. Es gebe Hinweise darauf, dass Zivilisten und Aufständische im Visier seien, sagte der britische Verteidigungsminister Michael Fallon der Zeitung "Sun". Premierminister David Cameron bezeichnete es als "völlig klar", dass Russland nicht zwischen dem IS und "rechtmäßigen Oppositionsgruppen" unterscheide. "Damit unterstützen sie den Schlächter Assad, helfen ihm und machen die Sache nur noch schlimmer", sagte Cameron am Samstag. Zuvor hatte auch US-Präsident Barack Obama gesagt, dass die russische Politik nur den IS stärke, weil die Rebellen in den Untergrund getrieben würden.

Der russische Regierungschef Dmitri Medwedew wies die Kritik an den Luftangriffen in Syrien zurück. Mit den Attacken wolle Moskau auch Islamisten von seinem Staatsgebiet fernhalten, sagte er in einem am Samstag ausgestrahlten Interview des TV-Senders Rossija-24. "Wir schützen das Volk Russlands vor Terror - weil es besser ist, dies im Ausland statt auf eigenem Territorium zu tun", meinte der Ministerpräsident.

Der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge sind seit Beginn des russischen Einsatzes am Mittwoch mindestens 39 Zivilisten ums Leben gekommen. Zudem seien 14 Kämpfer, vor allem des IS, getötet worden. Vertreter der Aufständischen teilten mit, Russland habe mindestens vier Gruppen getroffen, die von anderen Staaten beim Kampf gegen Assad militärisch unterstützt worden seien.

"Die Amerikaner haben uns gesagt, in dieser Gegend sei niemand außer Terroristen", sagte dagegen der Armeevertreter der Agentur Interfax zufolge. Putin gehört zu den wichtigsten Verbündeten Assads. Dem Verteidigungsministerium in Moskau zufolge wurden bei den Angriffen zuletzt ein Kommandoposten und ein unterirdischer Waffenbunker in der Nähe der Extremistenhochburg Raqqa getroffen. Während Russland betont, gegen den IS Präzisionsbomben einzusetzen, beschuldigt Großbritannien Moskau, auch auf Gebiete mit Zivilisten und mit vom Westen unterstützten Feinden Assads zu zielen.

Die russische Armee zeigte sich auch interessiert an einer Koordination ihrer Angriffe mit jenen der von den USA geführten Anti-IS-Allianz. Man habe Washington im Voraus von Luftangriffen in Kenntnis gesetzt und empfehle der US-Armee, ihre Operationen in den betroffenen Gebieten einzustellen, sagte ein Armeevertreter der Agentur Interfax.

Die Vereinten Nationen erklärten unterdessen, nicht wie geplant Verletzte aus dem Bürgerkriegsland bringen zu können. Der vom Iran und der Türkei unterstützte Plan liege wegen "verstärkter militärischer Aktivitäten" auf Eis, sagte eine UN-Sprecherin am Freitag. Zwar gab es keinen direkten Hinweis auf die jüngsten Luftangriffe Russlands. Ein Insider sagte jedoch, das russische Eingreifen gefährde die UNO-Hilfsaktionen.