Einen Tag nach seiner Vereidigung will der linke griechische Regierungschef Alexis Tsipras die Zusammensetzung seines Ministerrats bekanntgeben. Die neue Regierung werde "wahrscheinlich am Abend stehen", hieß es am Dienstag aus der Regierungspartei Syriza. "Die Vereidigung wird morgen stattfinden", sagte ein enger Mitarbeiter von Tsipras im Staatsfernsehen.

Die meisten griechischen Medien spekulierten, dass Euklid Tsakalotos erneut oberster Kassenhüter werden soll. Zudem plane Tsipras ein Ministerium zu bilden, dessen Aufgabe sein wird, die Umsetzung aller Auflagen der Gläubiger zu überprüfen, berichteten übereinstimmend griechische Medien. Diese Aufgabe, die ein Umgang mit einer "heißen Kartoffel" sei, solle Giorgos Chouliarakis übernehmen, einer der erfahrendsten Unterhändler der Griechen in den Kreditverhandlungen. Er war Finanzminister der bis zur Neuwahl amtierenden Interimsregierung.

Tsipras war am Vorabend vereidigt worden. Er hatte am Sonntag die Wahlen mit 35,5 Prozent der Stimmen gewonnen. Seine Partei Syriza erhielt 145 Sitze und verfehlte damit die absolute Mehrheit (151 Angeordnete) in dem Parlament mit 300 Sitzen. Tsipras wird zusammen mit den Rechtspopulisten der Unabhängigen Griechen unter ihrem Chef Panos Kammenos regieren. Die Koalitionsregierung hat 155 Abgeordnete. Die erste Sitzung des Parlamentes soll am 1. Oktober stattfinden.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte Tsipras indes zu seinem Wahlsieg. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis vom Montag holte die Syriza 35,5 Prozent der Stimmen und lag damit 7,4 Prozentpunkte vor den Konservativen. Zusammen mit der rechtspopulistischen Partei der Unabhängigen Griechen (Anel) kommt das Bündnis unter Führung von Alexis Tsipras auf eine absolute Mehrheit im Parlament. Die zehn Abgeordneten der Anel von Parteichef Panos Kammenos sichern Tsipras insgesamt 155 der 300 Abgeordnetensitze. Das Kabinett soll am Dienstag stehen, wie das Staatsfernsehen (ERT1) berichtete.

Die konservative Nea Dimokratia (ND) von Spitzenkandidat Evangelos Meimarakis muss sich hingegen mit der Rolle als größte Oppositionspartei begnügen. "Wir bleiben die Garanten der Stabilität im Lande", erklärte Meimarakis im Fernsehen.

Merkel telefonierte am Montag mit Tsipras. Beide hätten sich auch über den Sondergipfel der EU-Staats- und Regierungschefs zur Flüchtlingskrise am Mittwoch in Brüssel ausgetauscht, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit.

EU-Gipfelchef Donald Tusk äußerte in einem Glückwunschschreiben an Tsipras die Hoffnung auf "politische Stabilität" in Athen, zumal viele der größten Herausforderungen für Griechenland auch die EU beträfen - etwa die Schaffung von Wachstum und Arbeitsplätzen sowie die Flüchtlingskrise an der südöstlichen EU-Außengrenze. Der Flüchtlingszustrom bereitet dem Land große Schwierigkeiten. Mehr als 300.000 Menschen sind bereits registriert worden.