Die ungarische Polizei hat von Freitag bis Sonntag landesweit 5.386 Flüchtlinge aufgegriffen, berichtete die Ungarische Nachrichtenagentur (MTI) am Montag. Am Freitag waren es 2.181, am Samstag 1.002 und am Sonntag 2.203. Die meisten von ihnen kamen über die Grenze zu Serbien im Raum Röszke.

Noch vor dem neuen Gesetz

In dem dortigen neuen Sammellager sollen sich laut Staatsfernsehen 500 illegale Einwanderer befinden. Wer von ihnen keinen Platz in einem Zelt fand, musste die bereits kalte Nacht auf Montag im Freien überstehen. Es gebe viele kleine Kinder mit Fieber, die ärztlich versorgt wurden, hieß es. Kontinuierlich träfen weiterhin neue Flüchtlinge aus Serbien ein, da dort am Wochenende 5.000 Migranten aus Mazedonien kamen, die alle nach Ungarn wollen. In wenigen Tagen sei eine neue Flüchtlingswelle zu erwarten.

Laut Expertenmeinung ist der Zustrom deswegen so massiv, da in Ungarn am 15. September neue gesetzliche Regeln für einen erhöhten Grenzschutz in Kraft treten. Es werden Grenzjäger (speziell für den Grenzeinsatz ausgebildete Polizisten, Anm.) gesetzt und der illegale Grenzübertritt als Straftat nicht mehr als Verwaltungsübertretung geahndet. Auch soll das Heer zum Einsatz an den Grenzen kommen, wenn das Parlament demnächst über einen solchen Einsatz abstimmt. Am Ostbahnhof in Budapest herrschte unterdessen Ruhe. Hier halten sich in der Transitzone nur wenig Flüchtlinge auf. Auch die Polizeipräsenz dort wurde verringert.

Laut den Ungarischen Staatsbahnen (MAV) wird der internationale Zugverkehr ab dem heutigen Montag wieder nach dem alten Fahrplan verlaufen, so dass kein Umsteigen in Hegyeshalom mehr erforderlich sei. Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto betonte am Montag im Staatsfernsehen die Wichtigkeit des Schutzes der Grenzen und die Entschlossenheit Ungarns, auch weiterhin die Außengrenze der EU zu schützen und die Rechtsnormen der Union einzuhalten.

Ungarn fordert: Grenzen zu

Eine "Relativierung dieser Regeln wäre äußerst gefährlich, da das mit schädlichen Folgen für die ganze EU einhergehen könnte". Laut Szijjarto können weder Ungarn noch Europa insgesamt eine solche Zahl an "Wirtschaftsflüchtlingen" aufnehmen. Zuvor hatte Premier Viktor Orban im österreichischen Fernsehen Österreich und Deutschland aufgerufen, ihre Grenzen zuzumachen. Die beiden Länder sollten ihre Grenzen schließen und "klar sagen", dass keine weiteren Flüchtlinge mehr aufgenommen werden, denn ansonsten würden weiterhin "mehrere Millionen" Menschen nach Europa kommen. Die Einreise in die EU ohne Papiere entspreche nicht den Regeln, trotzdem habe Österreich die Migranten ungehindert einreisen lassen, kritisierte Orban.

Ungarische Medien erinnerten daran, dass Orban persönlich darüber entschieden hatte, Tausende Flüchtlinge ohne jegliche Registrierung mit Bussen in der Nacht auf Samstag an die österreichische Grenze transportieren zu lassen. Die ungarische Regierung begann inzwischen mit einer Kampagne, in deren Rahmen Flugblätter in Ausgangs- und Transitländern verteilt werden. Laut dem Informationszentrum der Regierung werden Flüchtlinge in verschiedenen Sprachen darüber informiert, dass der illegale Grenzübertritt in Ungarn als Straftat gilt und mit Gefängnis geahndet wird.

20.000 in München angekommen

Am Münchner Hauptbahnhof sind am Wochenende deutlich mehr Flüchtlinge aus Ungarn via Österreich angekommen als erwartet. Man gehe allein für den Sonntag von 13.000 aus, sagte Simone Hilgers, Sprecherin der Bezirksregierung von Oberbayern, am späten Sonntagabend in München. Zusammen mit den 6.900 am Samstag gekommenen Flüchtlingen bedeutet das die Ankunft von fast 20.000 Menschen binnen 48 Stunden.

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Zunächst waren die Behörden von maximal 14.000 Menschen ausgegangen, dann aber waren weitere Züge eingetroffen. Die Schutzsuchenden wurden zum Teil in München und Bayern untergebracht, zum Teil auch in andere Bundesländer weitergeleitet. "Unsere Kapazitäten schwinden. Wir kommen an unsere Grenzen, und zwar sehr deutlich", sagte Hilgers zur Organisation der Unterbringung.