Der österreichische Jihadist Mohamed M. hat laut "profil" während seiner Freiheitsstrafe in der Justizanstalt Simmering ein 300-seitiges Pamphlet verfasst. Darin konzipiere er "den Aufbau des späteren Propaganda-Apparats der Terrororganisation 'Islamischer Staat' (IS)", heißt es in einer Vorausmeldung des Nachrichtenmagazins vom Samstag.

Das Dokument sei handschriftlich verfasst, mit zahlreichen Fußnoten versehen und bestehe aus propagandistischen Beschwörungen und praktischen Anweisungen. So empfehle M. beispielsweise zur Rekrutierung von IS-Kämpfern den Einsatz von PR-Strategen statt von Predigern und den verstärkten Einsatz des Internets, "damit sich Kämpfer aus aller Welt anschließen", so das Magazin.

Vier Jahre in Haft verbracht

Innenministeriums-Sprecher Karl-Heinz Grundböck verwies am Samstag auf Anfrage im konkreten Fall Mohamed M. auf die Staatsanwaltschaft Wien, wo das Ermittlungsverfahren gegen ihn geführt werde, und im Allgemeinen auf den Verfassungsschutzbericht, in dem seit langem darauf hingewiesen werde, dass Justizanstalten auch Orte von Radikalisierung seien. Dazu gebe es auch eine bestehende Kooperation zwischen Innen- und Justizministerium, wo es um eine entsprechende Sensibilisierung von Justizwachepersonal gehe. Von der Staatsanwaltschaft Wien hieß es, man könne den Vorausbericht zunächst noch nicht kommentieren, solange keine genaueren Angaben vorlägen.

Mohamed M. wurde als Kind ägyptischer Einwanderer in Wien geboren. Wegen Bildung und Förderung einer terroristischen Vereinigung saß er in Österreich vier Jahre in Haft. In Deutschland gründete er danach eine weitere extremistische Gruppierung, bevor er sich 2013 nach Ägypten absetzte. Kurz danach tauchte M., nun als Mitglied der Terrormiliz IS, in Syrien auf.

Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt derzeit im Zusammenhang mit einem vergangene Woche aufgetauchten Erschießungsvideo auch wegen Mordes gegen den 30-Jährigen. Ein bereits existierender Haftbefehl werde dementsprechend ausgedehnt, sagte Sprecherin Nina Bussek am Freitag. Bereits jetzt wird M., den Experten als einen der wichtigsten Akteure im deutschsprachigen Propagandanetzwerk des "Islamischen Staates" sehen, wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung per internationalem Haftbefehl gesucht.