Die US-Regierung hält es für wahrscheinlich, dass die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) diese Woche Senfgas gegen kurdische Kämpfer im Irak eingesetzt hat. "Auf Grundlage der Informationen, die wir bereits haben, halten wir das für plausibel", sagte ein US-Vertreter am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP und bestätigte damit einen Bericht der US-Zeitung "Wall Street Journal".

Das US-Verteidigungsministerium teilte mit, die US-Regierung bemühe sich um zusätzliche Informationen über die Anschuldigungen gegen den IS. "Wir nehmen diese und alle derartigen Anschuldigungen hinsichtlich des Einsatzes von Chemiewaffen sehr ernst", erklärte Pentagon-Sprecher Jeff Davis.

Angriff am Dienstag

Das "Wall Street Journal" hatte berichtet, die US-Regierung gehe von einem Senfgas-Einsatz durch den IS bei einem Angriff gegen kurdische Truppen im Irak in dieser Woche aus. Die Chemikalie stammte demnach womöglich aus den auf internationalen Druck aussortierten Beständen der syrischen Regierung oder aus dem Irak. Zum genauen Zeitpunkt des mutmaßlichen Angriffs schrieb die Zeitung nichts.

Kurdische Kämpfer im Irak sagten der AFP, der Angriff sei am Dienstag erfolgt. Nach Angaben eines hochrangigen Peschmerga-Vertreters im Irak gingen mit Chlorgas bestückte Katjuscha-Raketen auf die kurdischen Kämpfer nieder. Der Angriff habe sich in der Region Makhmur rund 50 Kilometer südwestlich der Kurdenmetropole Erbil ereignet.

Chemiewaffenangriff

Das deutsche Verteidigungsministerium erklärte am Donnerstag, von der Bundeswehr ausgebildete Kurden-Kämpfer im Nordirak seien offenbar zum Ziel eines Chemiewaffenangriffs geworden. Deutsche Soldaten in der Region seien aber "nicht betroffen und nicht gefährdet". Später stellte das Verteidigungsministerium klar, dass die Bundeswehr am Ort des Geschehens "keine eigenen Quellen" habe.

Die Informationen stammten nicht aus eigener Anschauung. Deutschland unterstützt seit September vergangenen Jahres den Kampf der kurdischen Peschmerga gegen den IS mit Waffen und Schulungen. Derzeit sind 89 Bundeswehrangehörige für die Ausbildungsmission im Nordirak. Konkrete Konsequenzen für den Fortgang des Bundeswehreinsatzes werde der mutmaßliche Chemiewaffenangriff nicht haben, hieß es aus dem deutschen Verteidigungsministerium.