Trotz harscher Kritik aus der Bevölkerung hat Russland am Freitag erneut mindestens 220 Tonnen Früchte vernichtet. Damit sollte angeblich das vor einem Jahr verhängte Embargo für westliche Lebensmittel umgangen werden. Rund 180 Tonnen Pfirsiche, Nektarinen und Weintrauben stammten laut Kennzeichnung aus Moldau und der Türkei, seien in Wirklichkeit aber aus der Europäischen Union exportiert worden.

Die Ware sei an der Grenze zu Weißrussland vom Zoll gestoppt und unverzüglich zerstört worden. Das teilte die Lebensmittelaufsichtsbehörde Rosselchosnadsor am Freitag mit.

Gefälschte Zertifikate

Weitere 40 Tonnen Früchte aus Litauen seien mit gefälschten Zertifikaten aus Marokko und Ecuador unterwegs gewesen, hieß es. Russland hatte am Dienstag auf Anordnung von Präsident Wladimir Putin 114 Tonnen Schweinefleisch aus Europa vernichtet. Am Donnerstag wurden 319 Tonnen weitere Lebensmittel zerstört. In der Bevölkerung stößt das Vorgehen auf Empörung. Bis Freitag unterschrieben fast 310.000 Menschen eine Petition auf change.org und riefen dazu auf, die Nahrungsmittel an Kriegsveteranen, Pensionisten, Behinderte, Großfamilien oder Opfer von Naturkatastrophen zu verteilen.

Russland verhängte das Embargo gegen westliche Lebensmittel vor einem Jahr als Antwort auf die Sanktionen des Westens wegen der Ukraine-Krise. Erst kürzlich wurde es um ein weiteres Jahr verlängert. Die Europäische Kommission teilte am Freitag mit, sie weite deshalb ihre Hilfen für Obst- und Gemüsebauern, die unter dem russischen Einfuhrverbot leiden, bis Ende Juni 2016 aus. Bei den Hilfen geht es unter anderem um Unterstützung für die Lagerung von Obst und Gemüse - die Kapazitäten dafür wurden für jedes Mitgliedsland um 3000 Tonnen angehoben.