Warnungen der USA, dass syrische Regierungstruppen den von den USA ausgebildeten Rebellen am Boden nicht in die Quere kommen sollten, nahm Damaskus gelassen auf.

Der für Einsätze gegen IS zuständige US-Vize-Sondergesandte Brett McGurk gab im Kurzbotschaftendienst Twitter bekannt, dass die USA mit bewaffneten Drohnenflügen gegen den IS von Incirlik aus begonnen hätten. "Das ist nur der Anfang...", twitterte er. Laut türkischen Medienberichten werden in den nächsten Tagen dutzende US-Kampfjets mit Piloten in der Türkei erwartet.

Der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Josh Earnest, warnte am Montag den syrischen Machthaber Bashar al-Assad ausdrücklich davor, den vom US-Militär ausgebildeten Einheiten beim Kampf gegen die IS-Jihadisten in die Quere zu kommen. Die USA seien zu "zusätzlichen Schritten" bereit, sagte Earnest und deutete so mögliche Luftangriffe auf Assad-Truppen an.

Die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbundene Al-Nusra-Front entführte indes in Syrien offenbar erneut mehrere von den USA ausgebildete Kämpfer. Mindestens fünf Rebellen seien im Dorf Kah nahe der türkischen Grenze im Nordwesten Syriens verschleppt worden, teilte die in Großbritannien ansässige syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit, deren Angaben von unabhängiger Seite kaum überprüfbar sind. Demnach handelt es sich bei den Entführten um Mitglieder der Einheit 30, die von den USA in der Türkei für den Kampf gegen IS in Syrien trainiert und ausgerüstet wurden.

Die Islamisten der Al-Nusra-Front hatten sich erst am Freitag zur Entführung von acht von den USA ausgebildeten Kämpfern in der syrischen Provinz Aleppo bekannt. Diese waren laut syrischer Beobachtungsstelle Teil der 54 Kämpfer starken Einheit 30, die vor rund zwei Wochen nach Syrien geschickt wurde und von den USA "Neues Syrien" genannt wird. Der Direktor der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, sagte, Al-Nusra wolle die von den USA unterstützten Rebellen in den Provinzen Idlib und Aleppo "zur Strecke bringen".

Die USA gaben auch bekannt, dass sie am Freitag bereits einen ersten Luftangriff zur Unterstützung der Gruppe "Neues Syrien" geflogen hätten. "Wir müssen handeln, um die Gruppe Neues Syrien, die wir ausgebildet und ausgerüstet haben, zu verteidigen", hob ein Pentagon-Sprecher hervor. Zuvor hatte ein Regierungsvertreter erklärt, die US-Armee habe Stellungen der Al-Nusra-Front bombardiert und damit auf einen Angriff der Islamisten auf die Rebellen reagiert.

In Damaskus gab es keine offizielle Reaktion auf die Warnungen aus den USA vor einer direkten Konfrontation. Eine politische Persönlichkeit, die der syrischen Regierung nahesteht, versicherte aber, die USA hätten "eine Botschaft an Damaskus weitergeleitet, dass es sich keine Sorgen" machen brauche. "Es geht darum, Al-Nusra hart zu treffen, nicht die syrische Armee", sagte er.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow kritisierte jedoch die Äußerungen des Weißen Hauses als "kontraproduktiv". Er forderte nach einem Treffen mit US-Außenminister John Kerry in Doha eine "sofortige Beendigung der Einmischung von außen in die syrische Krise". Russland ist einer der letzten Verbündeten von Assad.

Der Iran, Syrien sowie Russland verhandeln unterdessen über eine diplomatische Lösung des Syrien-Konfliktes. Der Iran sowie Russland zählen zu den letzten verbliebenen Verbündeten des Regimes von Syriens Machthaber ssad.

Wie die Nachrichtenagentur FARS am Dienstag weiter mitteilte, wollen die Außenminister des Irans und Syriens, Mohammed Javad Zarif und Walid al-Moualem (al-Muallim), sowie der russische Vizeaußenminister und Nahostbeauftragte Michail Bogdanow ihre Gespräche am Mittwoch fortsetzen.

Der Iran hat wiederholt davor gewarnt, dass ein Sturz der Regierung in Damaskus den Weg für die Terrormiliz Islamischer Staat und andere Terrorgruppen ebnen würde.  

Der Moskauer Tageszeitung "Kommersant" zufolge strebt Russland eine neue internationale Koalition gegen den "Islamischen Staat" (IS) an. Demnach soll ein Plan von Kremlchef Wladimir Putin eine "Koalition der Gleichgesinnten" unter Teilnahme der syrischen und der irakischen Armee sowie von Kurden und Anrainerländern vorsehen - mit einem Mandat des Weltsicherheitsrats. US-Außenminister John Kerry habe den Vorschlag zurückhaltend aufgenommen, berichtete das Blatt.

Kerry hatte am Montag mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow versucht, eine gemeinsame Linie in der Syrien-Krise zu finden. Aus Sicht der USA hat die Brutalität des Regimes von Syriens Machthaber Bashar al-Assad gegen die eigene Bevölkerung die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) und die Anwesenheit von ausländischen Kämpfern in Syrien gefördert. Für Assad sei kein Platz in einem künftigen Syrien, sagte Kerry.