UN-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte den offenbar von radikalen jüdischen Siedlern verübten Anschlag, bei dem ein palästinensisches Kleinkind gestorben war, scharf. Die palästinensische Autonomiebehörde will den jüngsten Brandanschlag im Westjordanland vor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bringen. Man wolle "die kriminellen Taten und den Terrorismus der (israelischen) Siedler" zum Inhalt einer UN-Resolution machen, hieß es in einer Mitteilung der Palästinenserführung nach einer Sondersitzung am Freitagabend. Der UN-Generalsekretär solle erneut aufgefordert werden, die besetzten Gebiete unter internationalen Schutz zu stellen.

Tausende Palästinenser gingen am Freitagabend aus Wut über das Attentat im Westjordanland auf die Straße. Nach Angaben palästinensischer Sicherheitsvertreter und Rettungskräfte wurde dabei einem 14-Jährigen bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten nahe dem Kontrollpunkt Atara in die Brust geschossen. Der aus dem Flüchtlingslager Jalason stammende Palästinenser starb wenige Stunden später im Krankenhaus.

Eine Sprecherin der israelischen Armee sagte zu dem Vorfall, dass ein "palästinensischer Verdächtiger" einen Brandsatz auf einen Armeeposten in Bir Seit geworfen habe. "Als Reaktion auf diese unmittelbare Gefahr haben die Soldaten auf den Angreifer geschossen", sagte sie. Dabei sei der 14-Jährige getroffen worden.

Bei dem Brandanschlag am frühen Freitagmorgen auf zwei Häuser in einem Dorf bei Nabluz war ein Kleinkind getötet worden. Seine Eltern und sein Bruder wurden lebensgefährlich verletzt, außerdem wurde ein kleines Mädchen verwundet. Für die Tat wurden radikale jüdische Siedler verantwortlich gemacht. Die israelische Regierung verurteilte den Anschlag ungewöhnlich scharf und versprach umfassende Ermittlungen.

UN-Generalsekretär Ban erklärte über seinen Sprecher, die Verantwortlichen dieses "Terrorakts" müssten umgehend zur Rechenschaft gezogen werden. Er sprach der Familie des getöteten Buben sein Mitgefühl aus und rief beide Konfliktparteien zu Maßnahmen auf, die auf den "Pfad des Friedens" zurückführten. Die Versäumnisse, wiederholte Gewaltangriffe von Siedlern zu ahnden, hätten zu einem "weiteren furchtbaren Vorfall" und zum "Tod eines unschuldigen Menschen" geführt, kritisierte Ban.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu führte wegen des Anschlags ein seltenes Telefonat mit Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas. "Jeder in Israel ist schockiert über diesen verwerflichen Terrorakt", sagte Netanyahu am Freitag nach Angaben seines Büros. Netanyahu versprach Abbas zudem umfassende Ermittlungen zur Aufklärung des Verbrechens.

Später am Abend äußerte Abbas jedoch Zweifel am Willen Israels, nach "wahrer Gerechtigkeit" zu streben. Er machte zudem Israel "direkt" verantwortlich für den Tod des Kleinkindes. Der Grund dafür sei, dass nicht gegen radikale jüdische Siedler vorgegangen werde und deren Taten "straflos" blieben.

Unterdessen kam es auch im Norden des Gazastreifens erneut zu Gewalt. Israelische Soldaten erschossen einen Palästinenser und verletzten einen weiteren, wie von palästinensischer Seite bekannt wurde. Die Männer hätten sich einem Grenzzaun genähert, woraufhin Soldaten das Feuer auf sie eröffnet hätten, hieß es. Dabei handelte es sich um zwei separate Vorfälle.

Eine israelische Militärsprecherin sagte dazu, "zwei Verdächtige" hätten sich "dem Sicherheitszaun im nördlichen Gazastreifen genähert". Einer von ihnen sei weitergelaufen, obwohl Soldaten ihn zum Anhalten aufgefordert hätten. Auf der Seite des Grenzzauns innerhalb des Gazastreifens ist eine Pufferzone eingerichtet, die von Israel überwacht wird. Palästinenser haben nur eingeschränkten Zugang zu dem Bereich. Dass Schüsse fallen, wenn sich jemand dem Zaun nähert, ist allerdings ungewöhnlich.