Die Betreiber des Tunnels unter dem Ärmelkanal teilten über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, dass es bei den Passagen vom englischen Folkestone aus etwa zwei Stunden Verspätung gebe. Nach Angaben des französischen Innenministeriums hatte es in der Nacht auf Mittwoch die Rekordzahl von 2.300 Versuchen von Flüchtlingen gegeben, in den Tunnel einzudringen und nach Großbritannien zu gelangen. Seit Wochen versuchen immer wieder hunderte Flüchtlinge nachts zum Eurotunnel vorzudringen, um an Bord von Güterzügen nach Großbritannien zu gelangen.

In den vergangenen Nächten gab es dem französischen Innenministerium zufolge 2.000 Versuche oder mehr. Die Zahl der Flüchtlinge liegt deutlich niedriger: Sie versuchen in einer Nacht häufig mehrfach, auf das Gelände zu gelangen. Eurotunnel hat die Zahl der privaten Sicherheitsleute auf knapp 200 erhöht, in dem Gebiet sind außerdem 300 Polizisten im Einsatz.

Die Fluchtversuche enden für einige Migranten tödlich: Am Mittwochmorgen wurde in der Nähe des Tunnels der Leichnam eines Flüchtlings aus dem Sudan entdeckt. Der zwischen 25 und 30 Jahre alte Mann wurde nach Worten eines Polizisten offenbar von einem Lastwagen überfahren, als er auf einen Zug steigen wollte, von dem der Lkw gerade herunterfuhr. Es war der neunte Flüchtling seit Anfang Juni, der auf der französischen Seite des Ärmelkanals bei einem Unfall starb.

Großbritanniens Premierminister David Cameron will angesichts der Flüchtlingskrise in Calais die Einwanderungsgesetze seines Landes weiter verschärfen. "Offen gesagt, wir müssen mehr tun", sagte Cameron am Donnerstag während eines Besuchs in Vietnam."Wir verabschieden schon Gesetze, um mehr zu tun, um Großbritannien zu einem Ort zu machen, wo illegale Migranten weniger leicht bleiben können."

Großbritannien werde illegal ins Land gekommene Migranten ausweisen, "damit Leute wissen, dass dies kein sicherer Hafen ist", sagte Cameron der BBC. Schon jetzt täten die Behörden alles, um Reisenden am Ärmelkanal einen "gefahrlosen und sicheren Urlaub" zu ermöglichen.