Es sind einfache, überschaubare Verhältnisse, die der stellvertretende türkische Ministerpräsident Bülent Arinc schätzt: Bei der Parlamentsdebatte zu den Einsätzen der Armee gegen die Terrormiliz IS sowie gegen militante Kurden wurde er bei seiner Verteidigungsrede von einer Abgeordneten der pro-kurdischen Partei HDP kritisiert. Daraufhin fuhr Arinc sie an: "Sie als Frau, seien Sie still!"

Live im Fernsehen

Die Parlamentsdebatte wurde live im Fernsehen übertragen und führte prompt zu scharfer Kritik. Die HDP und auch die säkulare Oppositionspartei CHP forderten eine Entschuldigung von Arinc. "Wir als CHP verurteilen diese sexistischen, diskriminierenden und beleidigenden Kommentare scharf", erklärte Vize-Parteichefin Selin Sayek Böke. Solch eine Äußerung, die die Frauenrechte verletze, unter dem "Dach des Parlaments" zu tätigen, sei "inakzeptabel". Ebenfalls erbost äußerte sich eine HDP-Abgeordnete.

Die von Arinc zurechtgewiesene Parlamentarierin Nursel Aydogan sagte, sie nehme die Äußerung "nicht persönlich". Sie sei vielmehr eine "Beleidigung aller Frauen", inklusive der eigenen Abgeordneten von Arincs Partei AKP. Im Internet entbrannte unter den Schlagwörtern #BirKadinOlarakSusmayacagiz (Wir Frauen werden nicht still sein) und #KadinDusmaniArinc (Arinc ist ein Feind der Frauen) eine heftige Debatte.

Es war nicht die erste Äußerung des Vize-Regierungschefs über Frauen, die für Ärger sorgte: Vor rund einem Jahr zog er mit der Forderung, Frauen sollten sich in der Öffentlichkeit sittsam kleiden und nicht laut lachen, die Kritik von Frauengruppen und der Opposition auf sich.