Israel jubelt: Nach 30 Jahren in US-Haft soll der ehemalige Spion Jonathan Pollard freikommen. Jahrzehntelang hatten israelische Politiker sich mehr oder minder öffentlich für seine Freilassung eingesetzt. Nun hoffen sie, Pollard bald in Jerusalem begrüßen zu können.

Pollard wurde 1954 in Texas geboren. Er ist US-Amerikaner und Jude; nach eigenen Angaben verspürte er eine große Solidarität zu Israel. Im Alter von 30 Jahren - Pollard arbeitete damals als Analyst für die US-Marine - , begann er, Dokumente zu stehlen und an den israelischen Geheimdienst weiterzugeben. Die Papiere zeigten Rüstungsanlangen im Irak oder belegten russische Waffenlieferungen an Syrien. Sie waren so brisant, dass die USA sie selbst ihrem Verbündeten Israel vorenthielten.

Lebenslang

Als sein Arbeitgeber misstrauisch wurde, versuchte Pollards damalige Frau Anne, die gestohlenen Unterlagen bei Nachbarn zu deponieren. Vergeblich: Am 21. November 1985 wurden die Eheleute verhaftet. Pollard gestand, Israel mit Informationen beliefert zu haben. Im März 1987 wurde er deshalb zu lebenslanger Haft verurteilt.

Israel distanzierte sich zunächst von ihm: Man wollte die Beziehungen zu den USA nicht durch den Fall gefährden. Später setzten sich israelische Regierungen immer offener für seine Freilassung ein. 1996 bekam Pollard sogar die israelische Staatsbürgerschaft verliehen.

US-Geheimdienst

Viele israelische Politiker finden, Pollard habe dem Land einen Dienst erwiesen. Außerdem sei seine Strafe zu hart gewesen. US-Geheimdienstler halten dem Spion hingegen vor, die Sicherheit Amerikas gefährdet zu haben. Der frühere US-Verteidigungsminister Caspar Weinberger sagte dem "Wall Street Journal" zufolge, es sei schwer, sich einen größeren Schaden für die nationale Sicherheit vorzustellen, als den, den Pollard angerichtet habe.

Pollard will nur aus Liebe zu Israel gehandelt haben. Doch diese ließ er sich Medienberichten zufolge teuer bezahlen: Nach unterschiedlichen Angaben soll er für seine Dienste nicht nur Geld, sondern auch kostbaren Schmuck erhalten haben.

Schwere Erkrankung

Inzwischen ist Pollard offenbar schwer erkrankt: Seine zweite Frau Esther, eine Lehrerin aus Kanada, bat daher schon lange öffentlich um seine Freilassung. Ob Pollard gleich nach seiner Entlassung nach Israel ausreisen können wird, ist bisher unklar. Israelische Politiker wollen sich auf jeden Fall dafür einsetzen.