Wegen des Richtungsstreits in seiner Syriza-Partei schließt der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras vorgezogene Neuwahlen nicht aus. Der linke Flügel der Partei hatte im Parlament in Athen zwei Mal gegen Reform-und Sparmaßnahmen gestimmt. Das könne so nicht weitergehen, sagte Tsipras am Mittwoch in einem Interview des Radiosenders seiner Partei "Sto Kokkino".

Es sei surreal, wenn einige Abgeordnete des linken Flügels einerseits im Parlament nicht für die Regierungspolitik stimmten und andererseits erklärten, sie würden die Regierung unterstützen, sagte Tsipras. Sollte dies nicht aufhören, sehe er keine andere Möglichkeit als Neuwahlen.

Holpriger Verhandlungsstart

Einen holprigen Start hat Athen auch bei den Verhandlungen über ein drittes Hilfsprogramm mit den internationalen Geldgebern hingelegt: Sogar in der Frage, in welchem Hotel die Vertreter der Gläubiger-Institutionen absteigen sollten, waren sich beide Seiten lange nicht einig.

EU-Kommission spricht von positivem Start

Dennoch: Die EU-Kommission hat den Start der Gespräche mit Griechenland über ein drittes Hilfsprogramm positiv bewertet. "Wir sind mit der reibungslosen und konstruktiven Zusammenarbeit mit der griechischen Regierung zufrieden", sagte eine Kommissionssprecherin am Mittwoch in Brüssel. "Dies sollte es uns erlauben, so rasch wie möglich voranzukommen."

Ein EU-Vertreter sagte, Ziel sei es, die Verhandlungen mit den Gläubiger-Institutionen über die Bedingungen für weitere Hilfe möglichst bis zum 10. oder 11. August abzuschließen. "Sonst wird die Zeit zu knapp."

Dem hochverschuldeten Griechenland droht ohne weitere finanzielle Unterstützung der Staatsbankrott und womöglich das Euro-Aus. Mitte Juli hatte sich die linksgeführte Regierung in Athen nach schwierigen Verhandlungen mit den anderen Euro-Ländern auf Verhandlungen über das drittes Hilfsprogramm geeinigt. Sie müssen nun in den kommenden beiden Wochen über die Bühne gebracht werden, weil Athen am 20. August 3,2 Milliarden Euro für eine Rückzahlung an die Europäische Zentralbank (EZB) braucht. Vor diesem Termin müssen unter anderem noch die Parlamente mehrerer Euro-Staaten dem Verhandlungsergebnis zustimmen.

Euro-Rettungsfonds

Neben Experten der Gläubiger sind bereits seit Montag auch die Verhandlungsführer von Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB) in Athen, wie es aus EU-Kreisen hieß. Es fehle nur noch die Teamchefin des Internationalen Währungsfonds (IWF). Einschließlich der Vertreter des Euro-Rettungsfonds ESM sind dem Vernehmen nach etwa 50 Vertreter der Gläubiger vor Ort. Je nach behandelten Themen dürfte die Zahl durch An- oder Abreisen von Experten über die kommenden Wochen schwanken.

EU- und IWF-Experten hatten am Dienstag unter anderem den griechischen Rechnungshof aufgesucht, um sich ein Bild von der aktuellen Finanzlage Athens zu machen. Nach ursprünglicher Einschätzung der Gläubiger liegt der griechische Finanzbedarf über die kommenden drei Jahre zwischen 82 und 86 Milliarden Euro. Das neue Hilfspaket der Euro-Länder würde dabei nach ESM-Einschätzung rund 50 Milliarden Euro schwer werden.