US-Präsident Barack Obama hat die Weltgemeinschaft zu einer neuen Einstellung zu Afrika aufgefordert. Weil Afrika sich verändere, müsse auch die Welt "ihre Einstellung zu Afrika ändern", sagte Obama am Dienstag in einer Rede am Sitz der Afrikanischen Union (AU) in Addis Abeba.

Ein halbes Jahrhundert nach der Unabhängigkeit vieler afrikanischer Länder sei es "längst überfällig, alte Vorurteile von einem Afrika, das für immer in Armut und Konflikten feststeckt, beiseitezulegen.." Die Welt müsse vielmehr die "außerordentliche Entwicklung Afrikas anerkennen".

Gleichzeitig müsse Afrika aber den "Krebs der Korruption" bekämpfen, mahnte Obama. Dies sei die wichtigste Voraussetzung, um das "wirtschaftliche Potenzial Afrikas auszuschöpfen". Den Volkswirtschaften auf dem Kontinent gingen durch Korruption "Milliarden von Dollar" verloren, die in die Gesundheitsversorgung oder die Schaffung von Arbeitsplätzen investiert werden könnten.

Machtübergabe

Kritik übte Obama auch an machthungrigen afrikanischen Präsidenten. Wenn Präsidenten nach dem Ende ihrer Amtszeit nicht abtreten wollten, bringe dies "die demokratische Entwicklung Afrikas in Gefahr." "Niemand sollte Präsident auf Lebenszeit sein", mahnte Obama. Er selbst freue sich sogar darauf, die Macht an seinen Nachfolger abzugeben. Zuletzt hatte sich vor einer Woche der burundische Präsident Pierre Nkurunziza für eine dritte Amtszeit wiederwählen lassen, obwohl die Verfassung nur zwei Amtszeiten erlaubt.

Obama hielt zum Abschluss seines Besuchs in Äthiopien als erster US-Präsident eine Rede am Sitz der AU. Die Präsidentin der AU-Kommission, Nkosazana Dlamini-Zuma, würdigte den "historischen Besuch" Obamas als einen "konkreten Schritt, um die Beziehungen zwischen der AU und den USA auszuweiten und zu vertiefen".

Obama war am Sonntag als erster US-Präsident zu einem Besuch in Äthiopien eingetroffen. Das ostafrikanische Land ist ein wichtiger Verbündeter der USA in der Region, insbesondere im Kampf gegen die somalische Shaabab-Miliz. In Addis Abeba führte Obama am Montag politische Gespräche mit Ministerpräsident Hailemariam Desalegn. Der US-Präsident beriet zudem mit Vertretern von Staaten der Region über den schleppenden Friedensprozess im Südsudan. Obama hatte zum Auftakt seiner Afrika-Reise Ende vergangener Woche zwei Tage lang Kenia besucht, das Heimatland seines Vaters.