Russland hat die Gaslieferungen in die Ukraine mit sofortiger Wirkung gestoppt. Der russische Energiekonzern Gazprom teilte am Mittwoch mit, seit 10.00 Uhr seien die Lieferungen eingestellt. Am Dienstag hatte die Ukraine angekündigt, sämtliche Erdgaskäufe in Russland auszusetzen.

"Die Ukraine hat für die Gaslieferungen im Juli nicht gezahlt", begründete Gazprom am Mittwoch die sofortige Einstellung der Gaslieferungen an die Ukraine. Das ukrainische Unternehmen Naftogaz erklärte jedoch, dass es das russische Erdgas weiterhin durch die Ukraine an europäische Kunden leiten werde.

Ohne Vorauszahlungen aus der Ukraine werde es keine Lieferungen mehr geben, so Gazprom.

Am Vorabend hatten sich Moskau und Kiew bei Verhandlungen in Wien nicht auf neue Lieferbedingungen einigen können. Russland hatte einen Rabattpreis von 247,18 US-Dollar (221 Euro) je 1000 Kubikmeter Gas vorgeschlagen. Die Ukraine forderte noch stärkere Preisnachlässe. Das krisengeschüttelte Land will sich nun mit Lieferungen aus der Slowakei versorgen.

Kiew kündigte Aussetzung an

Die Ukraine hatte am Dienstag die Aussetzung sämtlicher Erdgaskäufe in Russland mit sofortiger Wirkung angekündigt. Damit reagierte Kiew auf das Scheitern der Preisverhandlungen am selben Tag in Wien, von denen sich die ukrainische Regierung eine Fortsetzung der Gaslieferungen für die kommenden drei bis sechs Monate erhofft hatte.

Das ukrainische Unternehmen Naftogaz erklärte unterdessen, dass es das russische Erdgas weiterhin durch die Ukraine an europäische Kunden leiten werde. Russland hatte nach dem Amtsantritt der prowestlichen Regierung in Kiew Anfang 2014 den Gaspreis für die Ukraine erhöht. Im Juni unterbrach Gazprom dann die Lieferungen in das Nachbarland und rief den internationalen Schiedshof in Stockholm an, da sich die Ukraine weigerte, Schulden aus Gasgeschäften zu bezahlen.

Abkommen ausgelaufen

Die Lieferungen wurden erst nach der Unterzeichnung eines vorläufigen Abkommens zwischen beiden Ländern Ende des Jahres wieder aufgenommen. Das Abkommen hatte eine Laufzeit bis zum 30. Juni. Mit einem Urteil aus Stockholm in dieser Angelegenheit wird nicht vor Ende 2016 gerechnet.

Gazprom bezifferte die ukrainischen Gasschulden kürzlich auf insgesamt 29,5 Milliarden Dollar (26,50 Milliarden Euro). Der Gasstreit zwischen den beiden Staaten hatte in der Vergangenheit mehrfach Lieferunterbrechungen Richtung Westeuropa zur Folge. Die Ukraine ist als Transitland für russisches Erdgas für die Europäische Union wichtig.