Die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) hat die Verantwortung für den Anschlag auf eine Hotelanlage in Tunesien übernommen. Der IS-Kämpfer habe sein Ziel trotz Sicherheitsvorkehrungen in dem Touristenort Sousse erreicht, hieß es in einer auf Twitter veröffentlichten Mitteilung. 40 "Ungläubige" seien dabei getötet worden.

Keine Österreicher unter Opfern

Bei dem Anschlag starben nach Angaben der Regierung Bürger mehrerer europäischer Länder. Die Mehrzahl der bestätigten 38 Todesopfer des Angreifers sei britischer Staatsbürgerschaft, sagte Regierungschef Habib Essid Samstag früh. "Danach kommen Deutsche und Belgier und dann weitere Nationalitäten." Auch Franzosen seien unter den Toten. Die Behörden in Dublin bestätigten den Tod einer Irin. Nach Angaben des österreichischen Außenministeriums gibt es keine Hinweise, dass sich Österreicher unter den Anschlagsopfern befinden.

Ein Attentäter war am Freitag in das besonders bei europäischen Touristen beliebte Hotel Riu Imperial Marhaba in Port El Kantaoui bei Sousse eingedrungen. Nach Angaben der Behörden hatte er in einem Sonnenschirm eine Waffe versteckt, mit der er dann unter anderem am Strand das Feuer eröffnete. Der Angreifer wurde schließlich getötet.

"Tief erschüttert" zeigt sich Bundeskanzler Werner Faymann in einer Reaktion. "Meine Solidarität gilt dem französischen Volk und der jungen tunesischen Demokratie. Unsere auf Achtung der Menschenrechte und Toleranz gegründeten Gesellschaften dürfen vor dieser Herausforderung nicht kapitulieren", so der Kanzler.

Hart gegen Extremisten

Tunis will entschlossen gegen Extremisten vorgehen: Nach einer nächtlichen Sitzung des nationalen Sicherheitsrates kündigte Premier Essid am frühen Samstagmorgen eine Reihe von Maßnahmen an. "Die Heimat wird bedroht, der Staat wird bedroht", sagte er. "Wir mögen den einen Kampf gewinnen und den anderen Kampf verlieren, aber unser Ziel ist, den Krieg zu gewinnen."

Zu den vom Rat beschlossenen Maßnahmen gehört die Schließung von bis zu 80 Moscheen. "Es gibt weiterhin Moscheen, die ihre Propaganda und ihr Gift zum Terrorismus verbreiten", wurde Essid von örtlichen Medien zitiert. Diese Moscheen sollten schon innerhalb der nächsten Tage geschlossen werden.

Daneben sollten Vereine und Parteien, die "außerhalb des Verfassungsrahmens stehen", genauer überprüft und dann entweder verwarnt oder aufgelöst werden. Hierbei solle vor allem die Finanzierung überprüft werden.

Um Touristen vor möglichen weiteren Anschlägen zu schützen, kündigte Essid einen verstärkten militärischen Schutz verschiedener Einrichtungen an. Um dies zu ermöglichen, sollten Reservisten einberufen werden.

Der Angriff in Sousse - 120 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Tunis - geht nach Angaben von Essid auf das Konto eines tunesischen Studenten. Er wurde von Sicherheitskräften getötet. Nach Angaben von Augenzeugen begann der Überfall am belebten Strand. Dort lagen auch nach Stunden noch Leichen von Urlaubern, von Handtüchern bedeckt.

Schwarzer Freitag

Neben dem Anschlag in Tunesien war es am Freitag auch in Kuwait und Frankreich zu mutmaßlich islamistischen Anschlägen mit vielen Toten gekommen. Arabische Medien sprachen am Samstag von einem "schwarzen Freitag des Terrorismus". Unter anderem schrieb die libanesische Zeitung "An-Nahar", dass "die Welt von drei Anschlägen geschockt" sei.

Ob die drei Anschläge in Zusammenhang stehen, war zunächst unklar. Am Montag nächster Woche jährt sich zum ersten Mal, dass die Terrormiliz "Islamischer Staat" ein Kalifat ausgerufen hat.