Die russische Armee will Militärbasen in Polen und Rumänien als mögliche Ziele ins Visier nehmen, sollten sich die beiden NATO-Länder am Raketenabwehrsystem der USA beteiligen. Teile einer Raketenabwehr, die auf Russlands strategische nukleare Kräfte zielten, seien ein Problem und würden automatisch zum Ziel, sagte der Vizechef des Sicherheitsrats, Jewgeni Lukjanow, Mittwoch laut Agentur Interfax.

Polen und Rumänien sollten darüber nachdenken, ob sie sich am Schild beteiligen. "Falls es ihnen gefällt, wegen eines US-amerikanischen Waffensystems ein Ziel zu sein, ist das ihre Entscheidung", meinte Lukjanow. Einen solchen Konflikt könne aber niemand gewinnen.

Atomsprengköpfe

Die USA argumentieren, das Projekt solle vor möglichen Angriffen aus dem Nahen und Mittleren Osten schützen. Russland sieht den geplanten Schild als Gefahr für seine Sicherheit. Erst vor kurzem hatte ein russischer Diplomat einer dänischen Zeitung gesagt, dass die Atommacht ihre Nuklearsprengköpfe auf jeden in Europa richten könne, der Teile der US-Raketenabwehr stationiert. Dies hatte im Westen Empörung ausgelöst.

Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen äußerte sich unterdessen besorgt zur geplanten Aufstockung des russischen Atomwaffen-Arsenals. "Das ist ein ernstes Thema", sagte sie am Mittwoch am Rande des NATO-Verteidigungsministertreffens in Brüssel. Zu einer möglichen Reaktion der NATO darauf wollte sie sich aber nicht äußern. "Damit befassen sich im Augenblick die NATO-Gremien", sagte sie lediglich.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte in der vergangenen Woche die Anschaffung 40 zusätzlicher Interkontinentalraketen für das Nuklear-Arsenal angekündigt. Die USA wollen ihrerseits schweres Militärgerät in das östliche NATO-Gebiet verlagern. Zudem hat die NATO ihre Manöver in Polen und im Baltikum deutlich verstärkt.

Von der Leyen hält die verstärkte NATO-Präsenz im östlichen Bündnisgebiet für angemessen. "Ich glaube, wir haben jetzt eine sehr ausgewogene und angemessene Balance gefunden", sagte sie.