Die mit Spannung erwartete Umweltenzyklika von Papst Franziskus ist am Donnerstag veröffentlicht worden. In der zweiten Enzyklika seines Pontifikats ruft der Papst die Menschheit zu einer "ökologischen Bekehrung auf". Die Enzyklika erscheint unter dem Titel "Laudato sii" (Gelobt seist du) nach dem "Sonnengesang" des Heiligen Franz von Assisi, nach dem sich der Pontifex benannt hat.

Von seinem Appell zur "ökologischen Bekehrung" erwarte sich der Papst, dass jeder Mensch nach seiner Berufung auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene einen Beitrag zum Umweltschutz leiste, berichtete Kardinal Peter Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, der mit Franziskus beim Entwurf der Enzyklika zusammengearbeitet hat. Der Papst rufe die Menschheit zu einer "echten Ökologie" auf, die nach dem Beispiel von Franz von Assisi mit Freude erlebt werden soll. Es sei Pflicht jedes Menschen, die Schöpfung, die zugleich Mutter und Schwester sei, vor Plünderung und Ausbeutung zu schützen.

Entscheidende Herausforderung

Laut dem Papst erlebe die Menschheit zurzeit eine Krise, die zur selben Zeit einen sozialen und einen ökologischen Aspekt beinhalte. Der Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung könne nicht ohne Berücksichtigung der Umweltproblematik geführt werden. Die Umweltkrise sei eng mit der zunehmenden sozialen Ungerechtigkeit verbunden.

"Die Menschheit steht vor entscheidenden Herausforderungen im Umgang mit Umweltschutz", erklärte der Kardinal. Auf der Welt nehme das Bewusstsein der zunehmenden Gefahren für die Umwelt zu. Der Papst sei zuversichtlich, dass es zu einer Umkehr kommen werde. "Nicht alles ist verloren, weil die Menschen sich jederzeit für das Gute entscheiden können", so der Kardinal.

Noch nie sei das Interesse an einem Dokument des Papstes so groß gewesen, kommentierte der vatikanische Pressesprecher Pater Federico Lombardi bei der Vorstellung des Lehrschreibens. Der Papst habe im vergangenen Monat Auszüge der Enzyklika per Mail an die Bischöfe auf der ganzen Welt gesendet. Das sei bisher noch nie geschehen.

Der argentinische Papst hatte im Juli 2013 seine erste Enzyklika vorgelegt. Das Rundschreiben zu grundlegenden theologischen Fragen mit dem Titel "Lumen Fidei" (Licht des Glaubens) wurde von Franziskus auf der Grundlage von Aufzeichnungen seines Vorgängers Benedikt XVI. vollendet. Im November 2013 erschien ein Apostolisches Schreiben des Papstes mit dem Titel "Evangelii Gaudium" (Freude des Evangeliums).