Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama haben ungeachtet der Verstimmungen wegen der NSA/BND-Affäre einen engen deutsch-amerikanischen Schulterschluss demonstriert. Merkel begrüßte Obama vor Beginn des G-7-Treffens auf Schloss Elmau in dem nahe gelegenen bayerischen Ort Krün.

Lederhose vergessen

Die USA seien "ein so wesentlicher Partner, dass wir eng kooperieren, weil wir es im gegenseitigen Interesse brauchen, weil wir es wollen und weil wir gemeinsame Werte teilen", sagte Merkel am Sonntag. Obama sagte: "Heute früh feiern wir eines der stärksten Bündnisse, das die Welt je gekannt hat." Ohne die Geheimdienstaffäre beim Namen zu nennen betonte Merkel bei strahlendem Sonnenschein vor dem Rathaus von Krün: "Trotz mancher Meinungsverschiedenheiten, die wir heute haben, ist Amerika, sind die Vereinigten Staaten von Amerika unser Freund, unser Partner."

Zu Obama gewandt, sagte Merkel, es sei ihr eine große Freude, dem US-Präsidenten "ein Stück deutsches Kulturgut, ein Stück bayerisches Kulturgut" zu zeigen. "Das ist eine wunderbare Chance. Und ich darf Dir verraten, in dieser Region sind Tradition und Moderne eng miteinander verbunden. Es ist ein schönes Stück Deutschland." Obama sagte: "Ich bin in Dankbarkeit für die gemeinsame Geschichte hierhergekommen."

Er verwies auf die große Zahl bayerischer Einwanderer in seiner Heimatstadt Chicago. In einer gut gelaunten Rede scherzte der US-Präsident, er habe leider seine Lederhose vergessen. "Aber ich hoffe, dass ich die Möglichkeit haben werde, eine Lederhosen zu kaufen". Im Anschluss nahmen Merkel und Obama an einer bayerischen Brotzeit teil. Sie verspeisten Weißwürste und tranken Weißbier. "Ich habe nur eine letzte Bitte an Angela: An einem so schönen Tag sollten wir alle unsere Gipfel-Sitzungen in diesem wunderbaren Ortskern abhalten und Bier trinken", scherzte er. "Aber ich glaube, wir müssen mit den Sicherheitsleuten verhandeln."

Bussi-Bussi trotz Überwachung

Obama hatte Merkel mit zwei Wangenküssen begrüßt. Die deutsche Kanzlerin wollte offensichtlich vermeiden, dass die Affäre zur umstrittenen Zusammenarbeit der Geheimdienste beider Länder den Gipfel überschattet. Schon vor Tagen hatte sie gesagt, sie werde mit Obama nicht über die Herausgabe der umstrittenen Suchbegriffe sprechen, die der US-Geheimdienst NSA dem Bundesnachrichtendienst zur Spionage gegen Politiker und Firmen übermittelt hatte.

Zuletzt hatte die Spähaffäre um den US-Geheimdienst NSA und den deutschen BND die deutsch-amerikanischen Beziehungen belastet. Auch Obama ging nicht auf das Thema ein, sondern lobte die Zusammenarbeit mit Merkel und Deutschland etwa in der Russland-Krise. "Wir stehen zusammen als unzertrennbare Verbündete", sagte Obama.

Ukraine und Griechenland als Hauptthemen

Nach dem Aufenthalt in Krün wollten die Kanzlerin und der Präsident zum Tagungshotel fahren und sich noch vor dem Gipfelstart im kleinen Kreis beraten. Offiziell soll der Gipfel um 13.00 Uhr mit der Ankunft der übrigen Staats- und Regierungschefs der sieben großen Industrienationen (G-7) beginnen.

Auf dem Gipfel dürfte neben den aktuellen Krisen der Welt und dem Kampf gegen Hunger und Armut auch das G-7-Verhältnis zu Kremlchef Wladimir Putin eine Rolle spielen. Zudem droht das griechische Schuldendrama die Gipfel-Regie Merkels durcheinanderzubringen.