Der ehemalige tschechische Generalstabschef Petr Pavel, der im Juni das Amt des Chefs des militärischen NATO-Ausschusses übernehmen wird, hat davor gewarnt, dass Russland die baltischen Staaten innerhalb von nur zwei Tagen besetzen könnte. Die NATO sei aber nicht vorbereitet, darauf schnell zu reagieren und den Angriff abzuwenden, so Pavel laut tschechischen Zeitungsberichten vom Donnerstag.

"Als Herr Präsident Putin gefragt wurde, wie schnell er imstande wäre, die Ukraine zu besetzen, sagte er, er könnte in zwei Tagen in Kiew sein. Meiner Meinung nach ist das nicht übertrieben. Die gleiche Zeit würde ihm zur Besetzung der Baltikum-Republiken reichen. Und wir wären nicht imstande, in dieser Zeit zu reagieren", so Pavel laut Medienberichten auf einer Sicherheitskonferenz am Mittwoch in Prag. "Die heutige NATO-Allianz ist nicht ausreichend auf den Krieg vorbereitet", kritisierte er.

Denn es sei unrealistisch, dass die Parlamente aller 28 NATO-Staaten in zwei Tagen entsprechende Entscheidungen treffen würden. Russland sei in der Lage sehr schnell, im Laufe weniger Stunden zu entscheiden. Der Entscheidungsprozess in der NATO - sowie der nationalen Ebene der NATO-Staaten nehmen demgegenüber viel mehr Zeit in Anspruch, warnte Pavel. "Ohne den Teufel an die Wand malen zu wollen, bin ich der Meinung, dass unsere selbstmörderischen Tendenzen beginnen, sich schon in dem Maße zu zeigen, das es uns warnen sollte", so Pavel.