Der "Führer" war tot, Deutschland hatte seine Kapitulation erklärt - jetzt ging es darum, das Ende des Krieges auch tatsächlich auf dem Schlachtfeld sicherzustellen. Am 8. Mai 1945 befahl Karl Dönitz, als Nachfolger von Adolf Hitler das letzte Staatsoberhaupt des "Dritten Reichs", per Telegramm die Einstellung aller Kampfhandlungen. Das Telegramm ist erhalten - fast genau 70 Jahre nach seiner Versendung wird das einzigartige historische Dokument an diesem Mittwoch in New York versteigert.

Dünnes, rosafarbenes Papier

Bei dem kostbaren Relikt handelt es sich um ein dünnes rosafarbenes Papier, ein Telegramm-Formular mit der aufgeklebten Telex-Nachricht auf beiden Seiten. Großadmiral Dönitz schickte es von seinem provisorischen Regierungssitz in der Marinebasis Flensburg-Mürwik ab. Adressiert ist es an den Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Generalfeldmarschall Robert von Greim.

In dem Telegramm informiert Dönitz offiziell über die Kapitulation: "Am 7. Mai 1945 0241 Uhr ist gesamte Kapitulation durch Oberkommando der Wehrmacht fuer alle Streitkraefte zu Lande, zu Wasser und in der Luft an Oberkommando der Alliierten Expeditionsstreitkraefte und gleichzeitig an sowjetisches Oberkommando unterschrieben."

Der Hitler-Nachfolger erläutert auch knapp die Unvermeidbarkeit der im nordfranzösischen Reims von seinem Beauftragten, Generaloberst Alfred Jodl, unterzeichneten Kapitulationserklärung: "Dies war unvermeidlich um die in kurzer Zeit zu erwartende vollstaendige Vernichtung bestimmter Frontteile zu verhueten und damit noch moeglichst viele Menschen für Deutschland zu retten."

Dönitz ordnet an, dass "mit dem 9. Mai 1945 0100 Uhr deutscher Sommerzeit jede aktive Kampftaetigkeit einzustellen" sei. Die knapp zweitägige Frist bis zum Eintreten der Waffenruhe war das einzige Zugeständnis, das die provisorische Reichsregierung dem US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower hatte abringen können.

Das Telegramm ging am 8. Mai um 22.40 Uhr bei "Robinson 5" ein - nach Angaben des Auktionshauses Bonhams handelt es sich dabei um einen Codenamen für eine Luftwaffenbasis. Das Telegramm wurde später in Greims Aktenkoffer gefunden, als er nahe Prag von US-Soldaten auf der Flucht gefasst wurde. Greim nahm sich in der Gefangenschaft das Leben, Dönitz wurde in Nürnberg zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, büßte die Strafe vollständig ab und verstarb 1980 im Alter von 89 Jahren.

Im Besitz eines Offiziers

Sein Telegramm verblieb im Besitz des US-Offiziers Max Von Rossum Daum, der Greim verhört hatte, und wird jetzt von einem privaten Sammler aus den USA zum Verkauf angeboten. Den Wert des Dokuments schätzen Experten auf 20.000 bis 30.000 Dollar.

Nach Angaben des Kurators der Versteigerung, Tom Lamb, handelt es sich um eine absolute Rarität, da die Nazis auch bei Dokumenten eine Politik der "verbrannten Erde" verfolgt hätten. Im Zuge ihrer Niederlage "verbrannten, zerstörten sie jedes Stück Papier, das sie hatten". Lamb geht davon aus, dass es Kaufinteresse an dem Dokument auch aus Deutschland gibt.