Mitglieder des russischen Motorradclubs "Nachtwölfe", die mit einer "Siegesfahrt" nach Berlin an den Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg vor 70 Jahren erinnern wollen, sind an der polnischen Ostgrenze angekommen. Die polnische Regierung hatte den "Nachtwölfen" die Durchfahrt durch das Land eigentlich verweigert.Und polnische Grenzbeamte haben am Montagnachmittag  bereits mehrere Mitglieder an der Einreise gehindert. Wie ein Sprecher des polnischen Grenzschutzes mitteilte, wollten die Biker aus Weißrussland kommend bei Terespol nach Polen einreisen.

"Für Stalin"

Auch in Deutschland, wo die "Siegesfahrt" anlässlich des russischens Sieges über Nazi-Deutschland vor 70 Jahren enden soll, will man Mitgliedern den Nachtwölfe die Einreise verweigern. Auch Tschechien kündigte an, man werde ihnen die Einreise verweigern. Trotzdem brachen dutzende Mitglieder des ultranationalistischen russischen Motorradclubs am Samstag in Moskau zu ihrem umstrittenen Weltkriegs-Korso auf. "Nach Berlin!", riefen die Biker in Anlehnung an den Schlachtruf der Roten Armee, als sie unter ohrenbetäubendem Getöse zu ihrer Tour durch Mitteleuropa starteten.

Es wird erwartet, dass letztlich etwa rund 30 Mitglieder des kremlnahen Clubs tatsächlich in Berlin eintreffen. Bei ihrer Abfahrt in der russischen Hauptstadt schwenkten sie rote Fahnen mit Stalin-Porträts und dem Rote-Armee-Slogan "Für das Vaterland! Für Stalin!" Angeführt wurde die Kolonne von dem Clubgründer Alexander Saldostanow. "Wenn sie uns nicht alle zusammen einreisen lassen, dann kommen wir eben einer nach dem anderen von unterschiedlichen Orten aus", kündigte Saldostanow an.

"Wir haben keine Angst vor dem Empfang, den man uns in Berlin bereiten wird", sagte Rocker Alexej Wereschtschjagin aus dem ostukrainischen Luhansk, wo er an der Seite der prorussischen Rebellen gegen die ukrainischen Regierungstruppen kämpft. "Auch unsere Großeltern hatten keine Angst."

"Kein Grund für Verbot"

Angst scheint man auch in Wien nicht zu haben. Dort ist am Samstag eine Parade der Biker geplant. Die Ultranationalisten wollen beim "Russendenkmal" am Schwarzenbergplatz Halt machen. Angemeldet ist die Veranstaltung noch nicht, erklärt Polizeisprecher Roman Hahslinger. Er sehe aber auch keinen Grund, warum die Veranstaltung verboten werden müsste: "Wir gehen davon aus, dass alles friedlich bleibt", sagt er. Im Innenministerium wird auf die Zuständigkeit der Wiener Polizei verwiesen. Zu Plänen, wie man die Biker aus Österreich fernhalten könnte, wollte sich im Ministerium niemand äußern.