Im Konflikt zwischen der Regierung in Kiew und den Separatisten im Osten der Ukraine hält sich offenbar keine der Seiten an die Vereinbarungen, die vor zwei Monaten in Minsk getroffen wurden. Separatistenführer Alexander Sachartschenko bestätigte in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" laut Aussendung, dass seine Truppen nicht wie verlangt alle schweren Waffen zurückgezogen hätten.

Flughafen wieder umkämpft

Da man auf das Feuer der ukrainischen Streitkräfte erwidern müsse, würden Waffen wieder in ihre alten Stellungen zurückgeführt. Vor allem am Donezker Flughafen, bei Awdijiwka und vor der Hafenstadt Mariupol werde derzeit wieder heftiger gekämpft. Sachartschenko, Chef der "Donezker Volksrepublik" und Oberbefehlshaber ihrer Truppen, gab dem "Spiegel" gegenüber an, die "Volksrepublik" verfüge derzeit über mehr als 23.000 Soldaten und 60.000 Reservisten, die notfalls zu den Waffen greifen würden.

Er bekräftigte, es sei das unumstößliche Ziel der Separatisten, das gesamte frühere Donezker Gebiet zu besetzen, also auch jene Teile, die derzeit noch von der ukrainischen Armee "okkupiert" seien. Es wäre gut, wenn das auf friedlichem Wege möglich wäre. Kiew habe jedoch keinen einzigen Punkt der in Minsk ausgehandelten Vereinbarung erfüllt. Den Vorschlag des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko, internationale Friedenstruppen im Donbass zu stationieren, lehnt Sachartschenko strikt ab: "Wir sind in der Lage, die Probleme hier selbst zu lösen", sagte er dem "Spiegel".