Auch das Warschauer Außenministerium und die Regierungskanzlei gaben über den Kurznachrichtendienst die Todesnachricht bekannt. "Das ist ein sehr trauriger Tag für uns alle", twitterte Donald Tusk, der EU-Ratspräsident und ehemalige polnische Regierungschef.

Der 93-jährige Bartoszewski hatte am Nachmittag einen Schwächeanfall erlitten und war in ein Krankenhaus gebracht worden, in dem er am Abend starb. Der langjährige Bürgerrechtler, der als 18-jähriger Auschwitz-Häftling war und jahrelang im kommunistischen Polen im Gefängnis saß, galt nicht nur in seiner Heimat als moralische Instanz.

Der gläubige Katholik Bartoszewski gehörte zu den Wegbereitern der deutsch-polnischen Aussöhnung und der Verständigung zwischen Polen und Israel. "Ein Volk, das solche Menschen hat, kann stolz sein", sagte Schewach Weiss, der frühere israelische Botschafter in Polen, im Nachrichtensender "TVP Info" über Bartoszewski, der mit der Medaille der "Gerechten unter den Völkern" ausgezeichnet wurde.

"Die Auschwitz-Überlebenden in aller Welt verlieren mit ihm einen wichtigen Fürsprecher und Freund. Wieder ist die Welt ein Stück dunkler geworden", sagte Christoph Heubner, Vize-Exekutivpräsident des Internationalen Auschwitz-Komitee.

Bartoszewski hatte bis zuletzt zum Beraterstab der polnischen Regierung gehört. Noch am vergangenen Wochenende hatte er an den Gedenkfeiern zum 72. Jahrestag des Aufstands im Warschauer Ghetto teilgenommen. Bartoszewski hatte während des Zweiten Weltkriegs bei der Untergrundorganisation "Zegota" gearbeitet, die sich für die Rettung von Juden einsetzte.

Zu Österreich, wo er zwischen 1990 und 1995 Botschafter war, hatte Bartoszewski eine besondere Beziehung. In Wien genoss der Publizist 1963 seinen ersten längeren Aufenthalt im Ausland, von hier aus bereiste er die Länder des Westens, darunter Deutschland, Großbritannien, Italien und die USA. Nach Österreich kehrte Bartoszewski 1990 zurück, diesmal als Botschafter.

Österreich verließ Bartoszewski 1995 nur, um einen noch höheren Posten anzunehmen, den des Außenministers. Allerdings legte er ihn schon bald nieder, aus Protest gegen die Wahl des Ex-Kommunisten Aleksander Kwasniewski zum Präsidenten. Von 2000 bis 2001 bekleidete er das Amt noch einmal, wieder in einer konservativen Regierung.