Anscheinend wollte der für seine nationalistische Agenda bekannte Abe die Beziehungen mit China und Südkorea, die Opfer der Aggressionen Japans im Zweiten Weltkrieg waren, nicht noch mehr belasten. In dem Schrein wird der Seelen von in Kriegen fürs Kaiserreich Gestorbenen gedacht - darunter die von 14 hingerichteten Kriegsverbrechern. Opfergaben und Pilgerbesuche hochrangiger Politiker lösen immer wieder Spannungen mit den Nachbarländern China und Südkorea aus.

Kritiker werfen Abe vor, er wolle Japans Kriegsvergangenheit weißwaschen. Kurz vor seiner Opfergabe für den Yasukuni-Schrein signalisierte Abe so deutlich wie bisher noch nie, dass er in einer Erklärung zum 70. Jahrestag des Kriegsendes im August nicht die Entschuldigungserklärungen bisheriger Regierungen zu wiederholen gedenke. Worte wie "Aggression" wolle er demnach nicht benutzen, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Jiji Press. "Es gibt keine Notwendigkeit für eine neue Erklärung, wenn es dieselbe wäre wie vorherige", sagte Abe dem Bericht nach in einer TV-Sendung.

Eine Verwässerung früherer Entschuldigungen für Japans Aggressionen und Kolonialherrschaft würde die Spannungen mit den früheren Opfern China und Südkorea verschärfen, warnen Kritiker. Er wolle in seiner Erklärung seine eigenen Gedanken als Regierungschef zu Japans Vergangenheit, der Reue für den Krieg und Japans darauf basierendem Weg als friedfertigem Land deutlich machen, sagte Abe laut Medien.

An diesem Mittwoch will Abe bei einer Asien-Afrika-Konferenz in Indonesien eine Rede halten. Ob es am Rande auch zu einem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping kommt, bleibt abzuwarten. Eine weitere mit großer Spannung erwartete Rede wird Abe nächste Woche in den USA halten. Washington ist Japans Sicherheitspartner.