Die australischen Sicherheitsbehörden haben nach eigenen Angaben einen Anschlag auf eine nationale Gedenkfeier vereitelt. Zwei mutmaßliche Extremisten wurden am Samstag in Melbourne festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Gegen einen der beiden 18-jährigen Terrorverdächtigen sei Anklage erhoben worden. Im Zuge der Ermittlungen nahm die Polizei außerdem drei weitere junge Männer fest.

"Wir vermuten, dass beide Männer Terroranschläge in Melbourne und Angriffe auf Polizisten vorbereitet haben", erklärten die Polizei des Bundesstaats Victoria und die Bundespolizei mit Blick auf die Festnahmen der beiden 18-Jährigen. Ein Anschlagsziel war demnach die Zeremonie zum Gedenken an die Schlacht von Gallipoli in der heutigen Türkei vor hundert Jahren. Die landesweite Zeremonie zu Ehren der gefallenen Soldaten soll am kommenden Samstag stattfinden.

Von IS inspiriert

Die Ermittler nahmen am Samstag außerdem einen dritten 18-Jährigen fest. Ihm werden Waffendelikte zur Last gelegt. Zudem wurde zwei weitere junge Männer, 18 und 19 Jahre alt, in Gewahrsam genommen.

Die geplante Tat in Melbourne sei von Anschlägen der Jihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) inspiriert gewesen, sagte der Vize-Polizeichef von Victoria, Shane Patton. Nach Angaben der Ermittler hatten die Festgenommenen Verbindungen zu dem Terrorverdächtigen Numan Haider, der im vergangenen September nach einer Messerattacke auf zwei Polizisten erschossen worden war.

400 Ermittlungsverfahren

Premierminister Tony Abbott erklärte, wegen möglicher Anschlagspläne liefen derzeit 400 Ermittlungsverfahren in Australien. Aber nur die Vorbereitungen der beiden 18-Jährigen in Melbourne seien "in einer fortgeschrittenen Phase" gewesen.

Abbott, der zuletzt im Februar vor einer wachsenden Gefahr durch einheimische Extremisten gewarnt hatte, rief die Australier auf, sich nicht einschüchtern zu lassen. Die beste Reaktion sei es, "in großer Zahl an den Anzac-Feierlichkeiten teilzunehmen, um Unterstützung für unser Land, unsere Werte und unsere Streitkräfte zu demonstrieren".

Der 25. April 1915

Am 25. April 1915 hatten die Anzac-Truppen - Australian and New Zealand Army Corps - vergeblich versucht, auf der Halbinsel Gallipoli zu landen. Mehr als 11.000 Australier und Neuseeländer wurden an diesem Tag getötet. Insgesamt starben in der Schlacht mehr als hunderttausend Menschen.

Als Reaktion auf eine zunehmende Zahl australischer Staatsbürger, die sich dem Kampf des IS in Syrien und dem Irak anschlossen, hatte die Polizei bereits im September eine Reihe von Razzien vorgenommen. Gleichzeitig wurde damals die Terror-Warnstufe angehoben. Im Dezember brachte ein mutmaßlicher Islamist in einem Café im Zentrum Sydneys 17 Menschen in seine Gewalt. Nach 16 Stunden stürmte die Polizei das Lokal. Drei Menschen wurden getötet, darunter der mutmaßlich islamistische Täter.

Australien beteiligt sich an der US-geführten Koalition gegen die IS-Jihadisten im Irak. Vor einigen Tagen begann die Armee damit, 330 weitere Soldaten in den Irak zu entsenden, um die einheimischen Truppen für den Kampf gegen die IS-Miliz und andere Jihadisten auszubilden.