Die Staatsanwaltschaft legte auch die zerfetzte Kleidung des achtjährigen Martin Richard vor, der im Zielbereich des Marathons von einem der beiden Sprengsätze in den Tod gerissen worden war. Die Jury bekam auch Fotos zu sehen, die den leblosen Körper des Achtjährigen nach der Attacke zeigen. Martin Richards jüngere Schwester Jane verlor bei dem Anschlag ein Bein. Die Staatsanwaltschaft präsentierte in den vergangenen Wochen insgesamt 92 Zeugen. Nun ist die Verteidigung mit ihrer Beweisführung am Zug.

Der damals 19-jährige Tsarnaev soll den Anschlag, bei dem auch mehr als 260 Menschen verletzt wurden, gemeinsam mit seinem Bruder Tamerlan verübt haben. Auf ihrer Flucht soll das Bruderpaar zudem einen Polizisten erschossen haben. Dzhokhar Tsarnaev wurde vier Tage nach dem Anschlag schwer verletzt in einem Vorort von Boston festgenommen, der sieben Jahre ältere Tamerlan kam bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei ums Leben. Die Brüder stammen aus einer tschetschenischen Familie und waren als Kinder in die Vereinigten Staaten eingewandert.

Die US-Behörden stufen den Anschlag als islamistischen Terrorakt ein. Dzhokhar Tsarnaev, der seit 2012 die US-Staatsbürgerschaft hat, droht in dem Prozess die Todesstrafe. Seine Anwältin Judy Clarke räumte Anfang März in ihrem Eröffnungsplädoyer die Beteiligung von Dzhokhar Tsarnaev ein. Clarke betonte dabei, dass ihr Mandant unter dem Einfluss seines älteren Bruders Tamerlan gestanden sei: "Es war Tamerlan Tsarnaev, der sich radikalisiert hat. Es war Dzhokhar, der ihm folgte."

Die Strategie der renommierten Strafverteidigerin zielt offenbar ganz darauf ab, die drohende Todesstrafe zu verhindern. Clarke hatte bereits mehreren prominenten Angeklagten wie dem als "Unabomber" bekannt gewordenen Ted Kaczynski und dem Mitverschwörer der Anschläge vom 11. September 2001, Zacarias Moussaoui, die Todesstrafe ersparen können.

Der Prozess gegen Dzhokhar Tsarnaev hatte Anfang Jänner mit der Auswahl der Geschworenen begonnen. Der Verhandlungsbeginn verzögerte sich wegen des langwierigen Auswahlverfahrens und mehrerer Schneestürme. Tsarnaevs Anwälte hatten außerdem erfolglos versucht, den Prozess an einen anderen Ort zu verlegen. Sie bezweifelten, in Boston eine unvoreingenommene Jury vorzufinden. Mit einem Urteil wird im Juni gerechnet.