Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier und sein französischer Kollege Laurent Fabius sagten nach Angaben aus Diplomatenkreisen eine für Montag geplante Kasachstan-Reise ab, um die Atomverhandlungen mit dem Iran nicht in der entscheidenden Phase verlassen zu müssen. Dies verlautete am Sonntag am Rande der Gespräche in Lausanne.

Die Verhandlungspartner stehen nach Angaben aus US-Regierungskreisen unmittelbar vor Beratungen in großer Runde. Die anwesenden Außenminister des Irans, Deutschlands, Frankreichs, der USA und Chinas sowie die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sollten noch am Sonntag gemeinsam tagen, sagte der US-Vertreter. Es wäre die erste große Runde seit dem Beginn der heißen Phase in den jüngsten Gesprächen.

Zuvor hatte bereits US-Außenminister John Kerry eine Verlängerung seines Aufenthalts angekündigt. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu machte unterdessen erneut Front gegen das angestrebte Abkommen. "Die Vereinbarung, die sich abzuzeichnen scheint, bestätigt alle unsere Befürchtungen und übersteigt sie sogar", kritisierte Netanyahu bei einer Kabinettssitzung in Jerusalem. Er warf dem Iran vor, den gesamten Nahen Osten erobern und zu einer Atommacht werden zu wollen.

Kurz vor Ablauf der Verhandlungsfrist stecken die Verhandlungen zwischen den USA, Deutschland, Russland, Frankreich, Großbritannien, China und dem Iran in der entscheidenden Phase. Die Diplomaten haben sich bis Dienstag Zeit gegeben, um sich auf Eckpunkte eines Abkommens zur Beilegung des seit zwölf Jahren schwelenden Streits zu einigen. Eine endgültige Vereinbarung soll bis Ende Juni stehen.

Nach Kerry, Steinmeier und Fabius traf am Sonntag auch der chinesische Außenminister Wang Yi am Verhandlungsort ein. Außerdem hielt sich die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini in Lausanne auf. Die Außenminister Großbritanniens und Russlands, Philip Hammond und Sergej Lawrow, wurden ebenfalls erwartet. Für den Iran verhandelt Außenminister Mohammed Jawad Zarif.

Am Freitag hatten Insider berichtet, eine Grundsatzeinigung mit dem Iran rücke näher. Es bestehe die Hoffnung, dass man sich auf ein zwei- bis dreiseitiges Papier verständige, das dann die Basis für eine längerfristige Einigung bilde. Sie gaben aber auch zu Bedenken, dass wichtige Details noch strittig seien und die Verhandlungen in den nächsten Tagen platzen könnten. Der Westen verdächtigt den Iran, an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten. Die Islamische Republik bestreitet dies.