Der schwelende Bürgerkrieg im Jemen weitet sich zum Regionalkonflikt aus. Arabische Staaten unter Führung Saudi-Arabiens starteten in der Nacht auf Donnerstag eine Militärintervention zur Unterstützung des Präsidenten Abd-Rabbu Mansour Hadi. Der Iran protestierte scharf.

Die saudi-arabische Luftwaffe flog Angriffe auf Stellungen der Houthi-Milizen, die am Vortag Hadi und Regierungstruppen in der Hafenstadt Aden eingekesselt hatten. Ägypten entsandte Kriegsschiffe in die Region.

USA unterstützen Saudi-Arabiens Intervention

Die USA und Großbritannien sicherten der von Saudi-Arabien angeführten Koalition ihre Unterstützung zu, schlossen eine Beteiligung an den Kämpfen aber aus. Die Außenbeauftragte der Europäischen Union, Federica Mogherini, forderte eine politische Lösung des Konflikts. Militärische Aktionen seien dabei nicht förderlich. Die Arabische Liga erklärte, sie stehe "geschlossen" hinter den Koalitions-Luftangriffen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz mahnte den Schutz der Zivilbevölkerung an.

Saudi-Arabien begründete die Einsätze mit dem Schutz der legitimen Regierung im Jemen und schloss nach Angaben aus Regierungskreisen den Einsatz von Bodentruppen nicht aus. Der Iran forderte Saudi-Arabien umgehend auf, die Angriffe sofort einzustellen. "Wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Krise im Jemen unter Kontrolle zu bringen", warnte Irans Außenminister Mohammad Javad Zarif, wie eine iranische Nachrichtenagentur meldete.

Ägypten entsandte nach Informationen aus Kreisen der Betreiber des Suez-Kanals vier Kriegsschiffe in den Golf von Aden. Über die den Jemen umgebenden Gewässer wird ein Großteil der weltweiten Ölversorgung transportiert. An den Börsen sorgte die Eskalation für Verunsicherung.

Das sunnitische Saudi-Arabien und der schiitische Iran ringen seit langem um die Vorherrschaft im Nahen Osten. Die Verbindung von politischer Macht und religiöser Zugehörigkeit zeigt sich auch im Jemen. Präsident Hadi steht für den sunnitischen Teil der Bevölkerung, die Houthi-Rebellen zählen zu den Schiiten.

In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa wurde nach Berichten von Einwohnern der zivile Flughafen und der Luftwaffenstützpunkt Dulaimi angriffen. Dem Houthi-Sender Al-Massira zufolge gab es Dutzende Opfer in Wohngebieten. Auch im Grenzgebiet griffen nach Informationen aus Kreisen der Miliz Kampfflugzeuge Houthi-Stellungen an. Wegen der Offensive wurden die jemenitischen Seehäfen und mehrere Flughäfen im Süden Saudi-Arabiens geschlossen.

An der militärischen Operation "Sturm der Entschlossenheit" beteiligen sich nach Angaben des saudi-arabischen Botschafters in den USA mehr als zehn Länder, darunter fünf Golfmonarchien. Der Einsatz erfolgte demnach auf Bitten der legitimen Regierung Jemens.

Nach einem Bericht des Senders "Al-Arabiya" hat Saudi-Arabien 100 Kampfflugzeuge und 150.000 Soldaten für die Offensive abgestellt. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), eine Föderation von sieben Emiraten im Südosten der Arabischen Halbinsel, stellen demnach 30 Kampfflugzeuge, Bahrain und Kuwait jeweils 15 Kampfjets. Zehn weitere Flugzeuge stellt Katar zur Verfügung.

Inzwischen bestätigten auch Ägypten, Jordanien und der Sudan ihre Beteiligung, Pakistan prüfte zunächst noch seine Teilnahme. Marokko erklärte seine Unterstützung für Riads Initiative, ließ aber in der Erklärung zunächst offen, ob es sich an der Offensive beteiligt.

Nach einer Serie von Niederlagen errangen die Truppen von Präsident Hadi und verbündete Stammeskrieger mit der Rückeroberung des Flughafens von Aden einen ersten Erfolg. Hadis Soldaten hatten am Mittwoch die Kontrolle über den Flughafen der im Süden gelegenen Stadt verloren. Die Houthi-Milizen hatten sich bis auf 20 Kilometer an Aden herangekämpft, die Hafenstadt schien kurz vor dem Fall zu stehen. Ein Berater Hadis sagte am Donnerstag, der Präsident halte sich weiter in Aden auf und sei "guter Dinge". Hadi hatte in den vergangenen Tagen die arabischen Staaten zur Intervention aufgefordert.

Ein Sprecher der Houthi-Miliz warnte unterdessen vor dem Ausbruch eines "großen Krieges". Die saudi-arabische Regierung und die Regierungen der Golf-Staaten würden ihre Aggression noch bedauern, sagte ein Mitglied des Houthi-Politbüros dem Sender Al-Jazeera. "Das jemenitische Volk ist darauf vorbereitet, auf diese Aggression ohne ausländische Einmischung zu antworten", sagte ein ranghoher Vertreter der Houthi-Miliz auf die Frage, ob man den Iran um Hilfe bitten werde.

Die Houthi-Milizen haben den überwiegenden Teil des Jemen unter ihre Kontrolle gebracht. Der Iran unterstützt nach Einschätzung westlicher Staaten und Vertretern der jemenitischen Regierung die Rebellen. Die Führung in Teheran erklärte bisher, der Miliz weder finanziell noch militärisch zu helfen.