Damit begab sich der argentinische Pontifex erneut in eine Region Italiens, die im Würgegriff des organisierten Verbrechens steht. Der Heilige Vater landete mit dem Helikopter zunächst am Marienheiligtum nahe der antiken Ausgrabungsstätte von Pompeji. Dort verweilte er zunächst im Gebet.

Das 1876 bis 1901 errichtete Heiligtum ist eine der größten der Gottesmutter geweihten Kirchen Italiens. Der Papst wurde von Tausenden von Pilgern und Gläubigen begrüßt, als er mit dem Hubschrauber aus Rom eintraf, die Kirche in Pompeji war übervoll.

Danach besuchte der Pontifex die Camorra-Hochburg Scampia im Norden der Stadt. Vor den Hochhaussiedlungen des Vororts traf er mit der Bevölkerung sowie Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zusammen und hielt eine Rede. Scampia gilt als sozialer Brennpunkt Neapels und als Hochburg der Camorra, des neapolitanischen Arms der Mafia.

"Migranten sind keine Menschen zweiter Klasse"

"Die Korruption stinkt, die korrupte Gesellschaft stinkt. Ein Christ, der in sich Korruption eindringen lässt, stinkt", mahnte der Papst in seiner Ansprache, in der er sich auch mit dem Thema Migration befasste. Seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren hat sich der Papst immer wieder in klaren Worten gegen Korruption und Mafia gewandt. Er forderte die Kirche und die Gläubigen auf, jede Nähe zu den Kriminellen zu vermeiden. "Migranten sind keine Menschen zweiter Klasse, sondern Bürger und Kinder Gottes", sagte der Papst.

Auf der Piazza del Plebiscito im Stadtzentrum Neapels zelebrierte Franziskus eine Freiluftmesse mit 60.000 Gläubigen. Ein Altar wurde vor der Basilika auf dem Platz aufgerichtet. Die Gläubigen konnten auf Bildschirmen die Messe verfolgen. Schärfste Sicherheitsvorkehrungen wurden wegen des Papst-Besuches ergriffen. 3.000 Polizisten waren im Einsatz, Scharfschützen waren auf Dächern postiert.

Anschließend besucht der Papst am Samstag das drastisch überbelegte Gefängnis Poggioreale. Hier wird er mit Gefangenen zu Mittag essen. Auch mehrere transsexuelle Häftlinge werden dabei anwesend sein. Die 90 Häftlinge, die die Chance haben, den Papst zu treffen, wurden unter den 1.900 Häftlingen ausgelost.

Um 15 Uhr steht eine Begegnung mit Priestern der Erzdiözese im Dom von Neapel an. Dort wird der Papst auch die Blutreliquie des Heiligen Januarius verehren, des Stadtpatrons. Anschließend trifft Franziskus in der Basilika Gesu Nuovo mit Kranken zusammen. Um 17 Uhr ist ein Treffen mit Jugendlichen geplant. Danach fliegt der Papst zurück in den Vatikan.

Dem Papst aus Südamerika scheint Italien mehr am Herzen zu liegen als seinen europäischen Vorgängern. Die italienischen Reiseziele offenbaren Franziskus' Vorliebe für die Randgebiete: Im Juli 2013 besuchte er Flüchtlinge auf der Mittelmeerinsel Lampedusa vor der tunesischen Küste, dann sprach er auf der von Arbeitslosigkeit geplagten Mittelmeerinsel Sardinien. Mit der süditalienischen Region Kalabrien und der Provinzstadt Caserta nördlich von Neapel reiste er im Sommer 2014 in arme Regionen des Landes, die im Würgegriff des organisierten Verbrechens stehen. Im Juli 2014 besuchte er auch die von starker Abwanderung geprägte süditalienische Region Molise.