Zudem zogen sie angesichts einer drohenden Militäroffensive in der Stadt Truppen zusammen. Schwer bewaffnete Kämpfer hätten am Dienstag Njaba "aus allen Richtungen" gestürmt, berichtete die 62-jährige Einwohnerin Falmata Bisika, die in die Regionalhauptstadt Maiduguri fliehen konnte. "Die Terroristen waren bis an die Zähne bewaffnet." Vier ihrer Enkel seien getötet worden, sie werde wohl nie zurückkehren.

Der 42-jährige Mimuni Haruna sagte, er habe sich während des Angriffs in einem Silo hinter seinem Haus versteckt und sei anschließend nach Maiduguri geflohen. Er habe an der Zählung der Opfer teilgenommen. 68 Menschen seien erschossen oder erschlagen worden, die meisten Häuser des Dorfes seien zerstört worden, sagte Haruna. Zwei Mitglieder einer örtlichen Bürgerwehr bestätigten die Berichte über den Angriff.

Auch Burschen und Mädchen zwischen 13 und 19 Jahren seien ermordet worden. Einer der beiden sagte, der Angriff sei vermutlich aus dem nahegelegenen Gwoza gestartet worden.

Aus Gwoza berichtete eine Augenzeugin, die Extremisten hätten vor dem Haus eines islamischen Geistlichen eine Gruppe von Männern angegriffen und sie vor den Augen ihrer Ehefrauen getötet. "Die Boko-Haram-Kämpfer brachten Kartons voller neuer Waffen, testeten diese und erschossen die Männer, die sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden legen mussten", sagte die Frau, die in den Nachbarstaat Adamawa fliehen konnte.

Der Senator Ali Ndume bestätigte die Schilderungen. In den vergangenen Tagen seien zahlreiche Kämpfer der Islamistengruppe in Gwoza eingetroffen. "Sie töteten viele männliche Einwohner und vertrieben Frauen und Kinder", sagte Ndume. Im August hatte der Boko-Haram-Führer Abubakar Shekau in Gwoza ein "islamisches Kalifat" ausgerufen. Zahlreiche Einwohner flohen seitdem aus der Stadt. Der Senator äußerte die Vermutung, dass die Truppenbewegungen der Extremisten dazu dienen, Gwoza gegen eine Offensive der internationalen Militärallianz zu verteidigen, die Nigeria im Kampf gegen Boko Haram unterstützt.

Der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan gab sich unterdessen überzeugt, dass die über 200 von Islamisten entführten Schülerinnen aus der nördlichen Stadt Chibok noch am Leben sind. Die Boko Haram hatte die Mädchen im April 2014 aus ihren Schlafräumen in einer Schule verschleppt. Es gibt die Befürchtung, dass die Extremisten sie als Sklavinnen missbrauchen.

Wenn die Geiseln tot wären, dann hätten die Islamisten ein Bekennervideo veröffentlicht, sagte Jonathan dem Fernsehsender "African Independent Television". "Wenn Terroristen morden, dann zeigen sie es", betonte er. Seine Truppen hätten den mutmaßlichen Aufenthaltsort der Mädchen noch nicht gestürmt, da es die Befürchtung gebe, dass Boko Haram sie im Falle eines Angriffs töten würde.

Gleichzeitig trafen sich am Donnerstag Regierungsvertreter mit den Eltern der Entführten. Sie wollten die Familien über die Fortschritte bei der Suche nach ihren Töchtern informieren.

Die Extremistengruppe Boko Haram kämpft seit dem Jahr 2009 mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias und tötete dabei bisher mindestens 13.000 Menschen. In jüngster Zeit startete Boko Haram zudem mehrfach Angriffe im Südosten des Niger und in Kamerun. Die beiden Länder und der Tschad entsandten daraufhin Truppen in den Nachbarstaat, um den Vormarsch des Islamisten zu stoppen.