Der Angriff der Islamistenmiliz Boko Haram auf ein abgelegenes Dorf in Nigeria hat nach Angaben aus Sicherheitskreisen Dutzende Menschenleben gekostet. Die Extremisten hätten den Ort Njaba im Bundesstaat Borno am frühen Dienstagmorgen überfallen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag

„Weil das Dorf so abgelegen liegt und unsere Männer keinen Zugang zur Region hatten, wurde der Angriff nicht sofort bekannt“, sagte ein Insider.

Kartons voller neuer Waffen

Auch in ihrer Hochburg Gwoza im Nordosten Nigerias tötete die islamistische Terrorgruppe mehrere Zivilisten. Die Extremisten hätten vor dem Haus eines islamischen Geistlichen eine Gruppe von Männern angegriffen, berichtete eine Zeugin, die in den Nachbarstaat Adamawa fliehen konnte. Die Männer seien später vor den Augen ihrer Ehefrauen getötet worden.

„Die Boko-Haram-Kämpfer brachten Kartons voller neuer Waffen, testeten diese und erschossen die Männer, die sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden legen mussten.“

Der Senator Ali Ndume bestätigte die Schilderungen. In den vergangenen Tagen seien zahlreiche Kämpfer der Islamistengruppe in Gwoza eingetroffen. „Sie töteten viele männliche Einwohner und vertrieben Frauen und Kinder“, sagte Ndume.

Im August hatte Boko-Haram-Führer Abubakar Shekau in Gwoza ein islamisches Kalifat ausgerufen, zahlreiche Einwohner flohen seitdem aus der Stadt. Senator Ali Ndume vermutet, dass die Truppenbewegungen der Extremisten dazu dienen könnten, Gwoza gegen eine Offensive der internationalen Militärallianz zu verteidigen, die Nigeria im Kampf gegen Boko Haram unterstützt.

Treffen mit Eltern der Verbündeten

Der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan hatte vor Bekanntwerden dieses Gemetzel noch erklärt, er sei überzeugt, dass jene mehr als 200 von Islamisten entführten Schülerinnen aus der nördlichen Stadt Chibok noch am Leben sein müssen. Die Terrorgruppe Boko Haram hatte die Mädchen im April 2014 aus ihren Schlafräumen in einer Schule verschleppt. Es gibt die Befürchtung, dass die Extremisten sie als Sklavinnen missbrauchen.

Wenn die Geiseln tot wären, dann hätten die Islamisten ein Bekennervideo veröffentlicht, sagte Jonathan dem Fernsehsender "African Independent Television". "Wenn Terroristen morden, dann zeigen sie es", betonte er. Seine Truppen hätten den mutmaßlichen Aufenthaltsort der Mädchen noch nicht gestürmt, da es die Befürchtung gebe, dass Boko Haram sie im Falle eines Angriffs töten würde.

Gleichzeitig trafen sich am Donnerstag Regierungsvertreter mit den Eltern der Entführten. Sie wollten die Familien über die Fortschritte bei der Suche nach ihren Töchtern informieren. Die Boko Haram will im Norden Nigerias einen Gottesstaat aufbauen. Seit 2009 verübt die Gruppe Angriffe, etwa 13.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Auch werden immer wieder Menschen verschleppt.