Ein Militärsprecher sagte in Kiew, dass die Rebellen insgesamt 47-mal ukrainische Positionen beschossen hätten. Dabei sei ein Soldat getötet worden.

In einer Videokonferenz hatten US-Präsident Barack Obama, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Francois Hollande, der britische Premierminister David Cameron, der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi und EU-Ratspräsident Donald Tusk am Dienstagabend ihr weiteres Vorgehen abgestimmt. Während einerseits Fortschritte bei der Umsetzung des Minsker Friedensabkommens gelobt wurden, zeigten sich die sechs Politiker entschlossen, gegebenenfalls weitere Sanktionen zu verhängen.

Hintergrund sind auch Warnungen vor allem der amerikanischen Streitkräfte, dass Russland die Separatisten im Osten der Ukraine mit etwa 12.000 Soldaten unterstütze. Es handle sich um russische Militärberater, Bedienpersonal für Waffen und Kampftruppen, sagte der Kommandant des US-Heeres in Europa, Ben Hodges, am Dienstagabend in Berlin. Dazu kämen rund 29.000 russische Soldaten, die auf der annektierten Krim stationiert seien. Nach alten Verträgen dürfe Russland dort nur bis zu 25.000 Soldaten entsenden. Weitere 50.000 russische Soldaten halte die Führung in Moskau jenseits der ukrainischen Grenze auf dem eigenen Territorium für den Fall bereit, dass die Separatisten wie im vergangenen Jahr einen schweren Rückschlag erlitten und die ukrainische Armee die Oberhand gewinne.

Laut EU-Sicherheitskreisen müsse dem russischen Präsidenten Wladimir Putin deutlich gemacht werden, dass jede Rückkehr zur Gewalt schwerwiegende Konsequenzen habe. EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hofft auf eine Rückkehr Russlands zu einem "verantwortungsbewussten Verhalten" im Ukraine-Konflikt. Mogherini sagte am Mittwoch in Brüssel, die von den EU-Außenministern nach dem Beschuss Mariupols vereinbarte Überprüfung eventueller zusätzlicher Sanktionen gegen Moskau sei noch im Gang.

Eine Bewertung der Umsetzung des Minsker Waffenruhe-Abkommens falle heute weder ganz positiv noch ganz negativ aus. In den letzten Tagen sei die Lage ruhiger gewesen als zu Beginn der vereinbarten Waffenruhe. "Aber es gibt noch Verstöße gegen die Waffenruhe", sagte Mogherini. Auch sei der Abzug schwerer Artillerie von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) noch nicht bestätigt.

Mogherini kündigte an, dass sich die EU-Außenminister am Freitag und Samstag in Riga und bei ihrem Treffen am 16. März in Brüssel detailliert mit der Ukraine-Krise befassen werden. Damit solle der EU-Gipfel am 19./20. März vorbereitet werden. Der Gipfel sollte nicht nur über Sanktionen reden, sondern auch über weitere Instrumente zur Umsetzung des Minsker Abkommens, sagte die EU-Außenbeauftragte. Die Sanktionen, welche die EU gegen Moskau verhängt habe, berücksichtigten bereits verschiedenste Faktoren, auch dass in Russland "ein Klima der Gegensätze" geschaffen worden sei. Mogherini versicherte, die EU-Nachbarschaftspolitik (ENP) habe keine Konfrontation mit Russland zum Ziel.

Unterdessen schickte Russland einen weiteren Hilfskonvoi in das Krisengebiet in der Ostukraine. Mehr als 160 Lastwagen würden über 1800 Tonnen Güter in die Regionen um Donezk und Luhansk (Lugansk) bringen, meldete die Nachrichtenagentur Tass am Mittwoch in der Früh unter Berufung auf den Zivilschutz. Der weitaus größte Teil davon seien Lebensmittel. Es ist demnach der 17. Konvoi in die Region. Die Ukraine kritisiert Russlands Hilfskonvois als Verletzung ihrer Souveränität. Sie wirft dem Nachbarland vor, den Separatisten auf diese Weise Nachschub wie etwa Waffen und Munition zu bringen. Russland weist dies zurück und begründet die Hilfe mit der humanitären Katastrophe, die auch von einer ukrainischen Wirtschaftsblockade des Donbass verschärft worden sei.