Nach der Enthüllung der Identität des IS-Kämpfers "Jihadi John" wird Kritik an der Arbeit der britischen Sicherheitsbehörden laut. Wie die Zeitung "Daily Telegraph" am Freitag berichtete, hatten der Inlandsgeheimdienst MI5 und die Polizei seit 2009 mindestens zwölf Mal Kontakt zu Mohammed Emwazi. Der MI5 soll sogar vergeblich versucht haben, ihn als Informanten zu rekrutieren.

Die Sicherheitsbehörden hätten in dem Fall mehrere "dumme Fehler" gemacht, weshalb "Jihadi John" ihnen entwischt sei, schrieb der "Daily Telegraph". Mehrere britische und US-Medien hatten Emwazi, der mehrere westliche Geiseln enthauptet haben soll, am Donnerstag identifiziert. Er soll gebürtiger Kuwaiter und in West-London aufgewachsen sein. Er soll für die Ermordung der US-Journalisten Steven Sotloff und James Foley sowie dreier Entwicklungshelfer aus Großbritannien und den USA verantwortlich sein. Auch in Videoaufnahmen mit zwei japanischen Geiseln war der vermummte Kämpfer der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) angeblich zu sehen.

Cameron blockt ab

Die britische Regierung nahm die Sicherheitsbehörden gegen die Kritik in Schutz. Polizei und Geheimdienst machten jeden Tag eine "exzellente Arbeit", sagte Premierminister David Cameron. Die Regierung werde zusammen mit den Sicherheitsbehörden alles dafür tun, "um diese Leute zu finden und sie außer Gefecht zu setzen".

Der Sicherheitsexperte der Beratungsfirma GlobalStrat, Olivier Guitta, sagte, die Überwachung einer Person erfordere 30 Beamte. "Man kann einem Mann ein Jahr, zwei Jahre folgen - wenn er nichts tut, muss man es aufgeben", sagte er.

Es ist eine bizarre Geschichte des Mannes aus London, der als der gefürchtete Henker der IS-Mördermiliz enttarnt wurde. Die Witwe eines seiner Opfer will, dass „Jihadi John“ nicht getötet, sondern gefangen und verurteilt wird.

Mindestens fünf Geiseln hat Mohammed Emwazi mit einer Art Schwert enthauptet. Doch vor ein paar Jahren war er in London ein viel versprechender Computerexperte. Er ist nach übereinstimmenden Medienberichten 26 Jahre alt, geboren in Kuweit und als Kind nach London gekommen. Ehemalige Schulkameraden beschreiben ihn als eine Art Musterschüler, Nachbarn im Westen Londons hätten seine Familie als „ganz normal und freundlich“ erlebt, so die Agentur Reuters.

Doch eine frühere europäische Geiseln hat Emwazi in al-Rakka, einer Hochburg des selbst ernannten „Islamischen Staates“ (IS) ganz anders erlebt, berichtet die englische Zeitung „Guardian“. Der Mann, der akzentfrei Englisch spricht und deshalb „Jihadi John“ genannt wurde, sei einer der Bewacher der Geiseln der Mördermiliz, er habe per E-Mail mit den Angehörigen der Entführten kommuniziert und die Lösegeldforderungen der Terroristen übermittelt. Zeugen, die Emwazi als Henker in Aktion gesehen haben, gibt es derzeit nicht.

Nach Recherchen einer britischen Menschenrechtsgruppe soll der britische Geheimdienst MI5 Druck auf Emwazi ausgeübt haben. Der Mann sei als aktiver Unterstützer diverser islamistischer Milizen etwa in Somalia identifiziert worden.

Die Witwe eines Opfers des Mannes, des britischen Sozialarbeiters David Haines, hofft laut BBC, dass Emzawi lebendig gefangen und vor Gericht wird, berichtet BBC. „Das Letzte“, was sie wolle, sei, dass der Mörder ihres Gatten einen „ehrenhaften Tod“ sterbe.