Die internationale Isolierung Russlands könnte nach Einschätzung von Obama zunehmen, sollte Putin in der Ukraine-Krise seinen Kurs nicht ändern. Die internationale Gemeinschaft könne nicht zulassen, "dass die Grenzen Europas neu gezeichnet werden". Zugleich betonte Obama, dass sich die USA die Entscheidung über mögliche Waffenlieferungen in die Ukraine offenhielten. Eine Entscheidung gebe es aber noch nicht.

Merkel bekräftigte ihre Ablehnung einer militärischen Lösung. Vor dem geplanten Vierergipfel zum Ukraine-Konflikt an diesem Mittwoch in Minsk sagte sie: "Wir sind jetzt aufgefordert, hier Lösungen zu suchen. Nicht im Sinne einer Vermittlung, sondern im Interesse der europäischen Friedensordnung." Ein Erfolg in Minsk sei allerdings "alles andere als sicher". Beide drohten mit weiteren Wirtschaftssanktionen gegen Russland, falls es am Mittwoch bei dem Gespräch mit Putin keine konkreten Ergebnisse gibt.

Obama lobte Merkel für deren "starke Führungsrolle" bei den Bemühungen um eine friedliche Lösung der Ukraine-Krise. Der US-Präsident kündigte an, die Sanktionen gegen Russland so lange aufrechtzuerhalten, bis Moskau seine "Verpflichtungen" nicht mehr breche. "Wenn Russland seinen jetzigen Kurs weiterfährt, dann schadet das Land seiner eigenen Volkswirtschaft und dem russischen Volk."

Westliche Staaten werfen der russischen Regierung vor, die prorussischen Separatisten in der Ostukraine auch militärisch zu unterstützen. Für Mittwoch ist ein Gipfeltreffen in Minsk geplant, bei dem Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande versuchen wollen, Putin und dessen ukrainischen Amtskollegen Petro Poroschenko zu einem sofortigen Waffenstillstand zu bewegen und einen Weg für eine friedliche Lösung des Konflikts abzustecken.

Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier warnte davor, die deutsch-französische Friedensinitiative schon als Erfolg zu werten. Die Vorbereitungen für den "von vielen erwünschten, hoffentlich möglichen" Gipfel im weißrussischen Minsk am Mittwoch seien noch nicht abgeschlossen, betonte er am Montag bei einem EU-Außenministertreffen in Brüssel. Auch in Berlin hieß es, der Gipfel sei noch nicht endgültig beschlossen.

Litauens Außenminister Linas Linkevicius plädierte im Falle eines Scheiterns der Initiative für Waffenlieferungen. "Wir sollten die Ukraine nicht nur finanziell, wirtschaftlich und politisch, sondern auch in militärischer Hinsicht unterstützen", sagte er in Brüssel.

Bei einem am Montag in Berlin geplanten Treffen auf Beamtenebene müssten weitere Fragen zum Ukraine-Gipfel geklärt werden, sagte Steinmeier. Dazu wollten Spitzendiplomaten aus Russland, der Ukraine, Deutschland und Frankreich zusammenkommen, um den vor fünf Monaten in Minsk vereinbarten und bisher ignorierten Friedensplan zu überarbeiten. Er sah unter anderem eine Feuerpause in den selbst ernannten "Volksrepubliken" Donezk und Lugansk sowie den Abzug schwerer Waffen von der Frontlinie vor.

Das Vierertreffen in Minsk gilt als vielleicht letzte Chance für Frieden in der Ostukraine, wo sich prorussische Separatisten und die Armee im Krieg befinden. Merkel will in der weißrussischen Hauptstadt mit den Präsidenten Frankreichs, Russlands und der Ukraine, François Hollande, Wladimir Putin und Petro Poroschenko, über eine Neufassung des Friedensplans reden. Mehrere Versuche, den Konflikt diplomatisch zu lösen, waren bisher gescheitert. Die Führung in Kiew wirft Moskau Waffenlieferungen an Separatisten vor. Russland weist dies zurück.

Putin forderte erneut direkte Verhandlungen zwischen Kiew und den Separatisten. Die ukrainische Führung müsse auf ihre Bevölkerung hören sowie eine Einigung mit allen politischen Kräften und Regionen des Landes finden, sagte er anlässlich eines Besuchs in Kairo der ägyptischen Staatszeitung "Al-Ahram". Wichtigste Voraussetzung für die Stabilisierung des Landes sei eine sofortige Feuerpause.

Putin verlangte ein Ende des Militäreinsatzes im Osten der Ukraine, der als "Strafaktion" gegen Andersdenkende konzipiert sei. Eine ausdrückliche Aufforderung an die Aufständischen, das Feuer einzustellen, enthielt das Interview nicht.

Der Krieg in der Krisenregion Donbass tobt seit zehn Monaten und forderte bisher mehr als 5.400 Tote. Zuletzt erzielten die Aufständischen, die nach Einschätzung des Westens massiv von Russland unterstützt werden, große Gebietsgewinne. Scheitern die Minsker Gespräche über einen neuen Friedensplan, drohen noch mehr Tote.