"Mein Mann hat niemals etwas gegen den Islam oder irgendeine andere Religion gesagt oder geschrieben", sagte Ensaf Haidar der Wochenzeitung "Die Zeit" und dem Berliner "Tagesspiegel" (Donnerstagausgabe) in einem Gespräch. Er habe immer nur die "Männer der Religion" in Saudi-Arabien kritisiert, die den Islam für ihre Zwecke ausnutzen würden. "Seine Vision ist eine liberale Gesellschaft, die auf einem friedlichen Zusammenleben aller Mitglieder fußt."

Laut Haidar, die mit den drei gemeinsamen Kindern in Kanada Zuflucht fand, wird der Kontakt zu Raif Badawi von den saudischen Behörden stark reglementiert. Auch Anwälte würden ihn aus Angst nicht vertreten wollen.

Badawi war im Mai vergangenen Jahres zu zehn Jahren Haft und einer Geldstrafe und insgesamt 1.000 Stockschlägen verurteilt worden, weil er im Internet den Islam beleidigt haben soll. Die ersten 50 Schläge erhielt er vor drei Wochen in Jeddah. Danach setzte die Vollzugsbehörde die Prügelstrafe zweimal aus "gesundheitlichen Gründen" aus. An diesem Freitag könnten neue Schläge folgen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warnte vor den Folgeschäden der Tortur. Sie könne dauerhafte Lähmungen und psychische Schäden verursachen, gaben Mediziner in einem am Donnerstag veröffentlichten Amnesty-Bericht zu bedenken.

"Je mehr Schläge aufeinanderfolgen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich Wunden öffnen", sagte Juliet Cohen, Ärztin bei der britischen Medizinervereinigung "Freedom from Torture", in dem Bericht. Die offene Haut sorge nicht nur für erheblich höhere Schmerzen, sie vergrößere auch die Gefahr von Infektionen. Auch die Wundheilung verzögere sich dadurch zunehmend. International wird die Prügelstrafe an Badawi scharf kritisiert.

Vor der Botschaft Saudi-Arabiens in Berlin protestierten Menschenrechtler am Donnerstag mit einer Mahnwache gegen die Prügelstrafe für Badawi. Rund 50 Menschen folgten dem Aufruf von Amnesty International, wie die Organisation mitteilte. Sie hielten Banner und Plakate hoch und riefen Parolen wie "Meinungsfreiheit ist ein Menschenrecht" und "Freiheit für Raif Badawi".