Wie Pegida auf Facebook mitteilte, legte Oertel ihr Amt als Sprecherin aufgrund von "massiven Anfeindungen, Drohungen und beruflichen Nachteilen" vorerst nieder. "Sie hat sich aufgeopfert für unsere Sache, wenn aber nachts schon irgendwelche Fotografen und andere komische Gestalten um ihr Haus schleichen, da kann man es der stärksten Frau nicht übelnehmen, wenn sie eine Auszeit braucht", heißt es in der Stellungnahme.

Bereits in der vergangenen Woche trat der Vorsitzende und Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann zurück, nachdem abfällige Bemerkungen über Ausländer von ihm im Internet bekanntgeworden waren. Zudem tauchte ein Foto von ihm in Hitler-Pose auf. Oertel galt danach als die starke Person an der Spitze der Bewegung.

Neben Oertel zogen sich Medienberichten zufolge auch weitere Mitglieder aus der Führung zurück. Pegida selbst nannte namentlich nur eine weitere Person: Der Unternehmer Thomas Tallacker ziehe sich ebenfalls zurück. In den kommenden Tagen werde bei einer Sondersitzung ein neuer Vorstand gewählt, erklärte das Organisationsteam.

Schwindender Zulauf

An der Pegida-Kundgebung am vergangenen Sonntag nahmen nach Angaben der Polizei 17.300 Menschen teil und damit weniger als bei der Demonstration zwei Wochen zuvor. Gegner der Bewegung setzen darauf, dass sich Pegida allmählich selbst zerlegt und der Zulauf schwindet.

Lutz Bachmann erklärte gegenüber der "Süddeutschen Zeitung", bei einer Neuwahl des Vorstands in der kommenden Woche stünden weder Oertel noch er zur Verfügung. "Ich bin auch froh, dass ich da draußen bin, ich will gar nicht mehr", sagte Bachmann.

Oertel war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Sie gehört seit einem Auftritt in der ARD-Talkshow von Günther Jauch zu den bekanntesten Gesichtern der Bewegung. In Dresden waren in den vergangenen Wochen immer wieder mehrere tausend Menschen bei Pegida-Demonstrationen auf die Straße gegangen. Auch in anderen Städten gab es Kundgebungen, die aber meist deutlich kleiner waren. Gegen Pegida wiederum demonstrierten vielerorts mehrere tausend Menschen.

Rücktritte

In der Sitzung des Pegida-Organisationsteams am Dienstagabend, bei der Oertel und weitere Organisatoren zurückgetreten sein sollen, ging es laut dem Magazin "Stern" um die Rolle Bachmanns in der Bewegung. Dieser wolle sich offenbar entgegen seiner Ankündigungen doch nicht ganz zurückziehen, berichtete das Magazin.

Mitorganisator Bernd-Volker Lincke bestätigte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstagsausgabe) und "Spiegel Online" die Rücktritte. Bei einer Sitzung des Organisationsteams habe er seinen Austritt erklärt, sagte Lincke der "FAZ". Im Anschluss seien auch Oertel sowie die Vorstandsmitglieder Rene Jahn, Achim Exner und Thomas Tallacker aus dem Verein ausgetreten. Hauptgründe seien das Verhalten und die ausländerfeindlichen Äußerungen Bachmanns gewesen.

Auch Pegida-Mitglied Jahn bestätigte die Rücktritte. Hintergrund sei der Verbleib von Bachmann im Organisationsteam sowie die mangelnde Abgrenzung zur Legida-Bewegung in Leipzig, sagte Jahn der "Bild"-Zeitung. Der Ableger der Pegida-Bewegung gilt als deutlich radikaler. Auch in Leipzig waren zuletzt mehrere tausend Menschen auf die Straße gegangen. Die Frage, ob und wie es nun mit Pegida weitergeht, wird das Team nach Angaben von Lincke am Donnerstag beantworten.