Die Polizisten feuerten auf die Protestierenden, berichtete ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur Reuters. Demonstranten warfen Brandsätze auf die Sicherheitskräfte. Mehrere Polizisten wurden bei den Einsätzen verletzt, zwei bei einem Bombenanschlag.

Soldaten und Polizisten waren an strategischen Straßen in Kairo und anderen Städten postiert worden, um Kundgebungen und Versammlungen sofort aufzulösen. In der Nähe des Tahir-Platzes, der 2011 das Zentrum der Proteste war, kamen am Sonntag Anhänger der inzwischen verbotenen Muslimbruderschaft zusammen und hielten Fotos des aus dem Amt vertriebenen Präsidenten Mohamed Mursi in die Höhe, der den Islamisten nahesteht.

Der staatlichen Nachrichtenagentur Mena zufolge befanden sich 22 gepanzerte Armeefahrzeuge an Ort und Stelle. Die Zugangstraßen waren gesperrt. Auf dem Ramses-Platz setzten die Sicherheitskräfte Tränengas ein. Außerdem sollten sie im Nordosten Kairos den Rabaa-Platz bewachen, wo nach Mursis Absetzung durch die Streitkräfte im Sommer 2013 Hunderte seiner Anhänger getötet wurden.

Bereits an den Vortagen gab es Kundgebungen in Kairo und Alexandria. Vor einem Jahr waren bei Protestversammlungen zum Jahrestag Dutzende Demonstranten getötet worden.

Mubaraks Sturz nach 30 Jahren an der Macht führte zu den ersten freien Wahlen in Ägypten. Der daraus als Sieger hervorgegangene Präsident Mursi wurde nach Massenprotesten von Armee-Chef Abdel Fattah al-Sisi entmachtet, der nun selbst Präsident ist. In einer Fernsehansprache würdigte Sisi am Samstagabend die Anstrengungen der Ägypter, die vor vier Jahren für Veränderungen eintraten. Um alle Ziele der Revolution zu erreichen, sei jedoch Geduld erforderlich, mahnte er zugleich.

Sisis Regierung hat zwar ein Bekenntnis zur Demokratie abgegeben. Menschenrechtler werfen ihr aber eine Rückkehr zur autoritären Herrschaft vor. Mursi und andere Anführer der Muslimbruderschaft sind im Gefängnis.