Die Ehefrau des saudiarabischen Internetaktivisten Raif Badawi, Ensaf Haidar, fürchtet weitere Auspeitschungen ihres Mannes und fordert die Schließung des umstrittenen Abdullah-Zentrums in Wien. Haidar, die seit 2013 mit ihren drei Kindern in Kanada lebt, äußerte sich in einem über Facebook geführten Interview mit der Tageszeitung "Kurier" (Sonntagsausgabe).

"Ich habe am Freitag mit einem der Gefängnisärzte sprechen können. Er ist überzeugt, dass es kommenden Freitag die nächsten 50 Hiebe gibt. Von einem generellen Stopp wusste er nichts", erklärte Haidar, die sich sehr besorgt über den Gesundheitszustand ihres Mannes äußerte. "Er entwickelte Diabetes als er festgenommen wurde. Ich habe Angst, dass seine Wunden wegen der Diabetes nicht heilen. Er hat Probleme mit seinem Herzen. (...) Raif leidet auch unter unhygienischen Haftbedingungen und Unterernährung", berichtete sie.

"Kein Sinn"

Gefragt nach dem Sinn des Wiener Abdullah-Zentrums (KAICIID) erklärte Haidar: "Ich bedanke mich bei allen, die sich für die Schließung des Zentrums einsetzen. Ich denke, dass das Abdullah-Zentrum für Interreligiösen Dialog keinen Sinn macht, wenn in Saudi-Arabien selbst Muslime derart unmenschlich behandelt werden."

Seit zwei Jahren und acht Monaten sitzt Raif Badawi (31) im Gefängnis, verurteilt zu 1000 Hieben und zehn Jahren Haft, weil er sich auf seinem Internet-Blog für Menschenrechte und interreligiösen Dialog starkmachte. Die erste Vollstreckung der Strafe mit jeweils 50 Schlägen über 20 Wochen hindurch fand am 9. Jänner statt. Seither wird der Protest gegen Saudi-Arabien weltweit immer größer.

Zum neuen Saudi-König Salman meinte Haidar: "Ich kenne ihn nicht. Aber ich hoffe, dass er Milde zeigt, eine Amnestie für Raif erlässt, und mein Mann nach Kanada ausreisen kann."