Nach langem diplomatischen Tauziehen haben ukrainische Regierungstruppen und prorussische Separatisten Hunderte Gefangene ausgetauscht. Insgesamt seien bis Samstagnachmittag rund 370 Menschen freigelassen worden, teilten die Konfliktparteien mit.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko begrüßte auf einem Militärflugplatz 145 Soldaten, die in die Hände prorussischer Aufständischer geraten waren. "Als Präsident und als Bürger ist mein Herz voller Freude, dass Sie wie versprochen an Neujahr ihre Familien und Kampfgefährten treffen können", kommentierte der pro-westliche Staatschef.

Unklar blieb zunächst, ob es zu einem neuen Treffen der sogenannten Kontaktgruppe in Minsk kommt. Die Separatisten in der ostukrainischen Großstadt Lugansk hielten Gespräche in den nächsten Tagen für möglich. Ein Termin stehe aber noch nicht fest, hieß es aus der Rebellenhochburg Donezk. Zuletzt hatte es am Heiligen Abend ein Treffen gegeben. Dabei war der Gefangenenaustausch vereinbart worden.

Begleitet wurde die Freilassung der Kämpfer von Diskussionen über die neue russische Militärdoktrin. In dem am Freitag veröffentlichten Strategiepapier stuft die Führung unter Präsident Wladimir Putin den Konflikt in der Ukraine und die NATO-Osterweiterung als Gefahr für ihre eigene Sicherheit ein.

Die NATO wies darauf hin, dass sie sich nicht als Bedrohung sieht. "Die NATO stellt weder für Russland noch für irgendeine andere Nation eine Gefahr dar", kommentierte Sprecherin Oana Lungescu.

Kohle und Strom für die Ukraine

Russland begann nach eigenen Angaben mit der Lieferung von Kohle und Strom in die vor dem Staatsbankrott stehende Ukraine. Dies sei eine Demonstration des guten Willens für eine Unterstützung der Ukraine kurz vor dem Neujahrsfest, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Vor allem im umkämpften Osten der Ukraine leben viele Menschen wegen einer Blockade der Regierung ohne Heizung und Strom.