Die prorussischen Separatisten teilten nach einer Videokonferenz der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe am Freitagabend mit, es sei keine Termin-Einigung erzielt worden. Gerungen werde aber weiter um ein Treffen noch vor Jahresende in Minsk. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier hatte bei einem Kurzbesuch in der Ukraine für ein Treffen in der weißrussischen Hauptstadt an diesem Sonntag geworben.

Zur Kontaktgruppe gehören neben den Konfliktparteien die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sowie Russland. Das letzte Treffen hatte Anfang September gegeben. Damals wurden Schritte zu einer Konfliktlösung vereinbart, die bisher nicht umgesetzt sind.

Inmitten der Bemühungen um die neuen Friedensgespräche untersagte US-Präsident Barack Obama unter anderem den Export von Waren auf die Krim. Auch Einfuhren dort hergestellter Güter in die USA sind künftig verboten. Die EU hatte diese Woche Strafmaßnahmen gegen die Krim verschärft. Die Staatengemeinschaft beschloss zugleich, an den Sanktionen gegen Moskau festzuhalten, aber auch die Tür für Gespräche offen zu lassen.

Im Gegensatz zur deutschen Kanzlerin Angela Merkel stellte Steinmeier die EU-Sanktionen gegen Russland infrage. Auf die Frage, ob er besorgt sei, dass Russland destabilisiert werde, wenn Europa die Sanktionen nicht lockere, antwortete der SPD-Politiker dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel": "Die Sorge habe ich." Wer Russland wirtschaftlich in die Knie zwingen wolle, irre gewaltig, wenn er glaube, dass das zu mehr Sicherheit in Europa führen würde.

Die neuen Sanktionen der USA und Kanada befeuern die Krise nach Ansicht der russischen Regierung weiter. "Die Maßnahmen zielen darauf, den politischen Prozess zu stören", erklärte das Außenministerium in Moskau am Samstag. "Wir raten Washington und Ottawa, über die Konsequenzen eines solchen Vorgehens nachzudenken", hieß es weiter.

Der Westen wirft Moskau vor, mit der Annexion der Krim das Völkerrecht gebrochen zu haben. Russland bestreitet dies. Vorgehalten wird Moskau auch, die Separatisten im Osten der Ukraine zu unterstützen.

Unterdessen trieb die Ukraine gegen alle Warnungen Russlands ihr Projekt eines NATO-Beitritts voran. Präsident Petro Poroschenko brachte im Parlament einen Gesetzentwurf zur Aufhebung der Blockfreiheit der Ex-Sowjetrepublik ein. Die Annahme des Gesetzes in der kommenden Woche gilt als sicher. Russland sieht in einem Beitritt der Ukraine zum westlichen Militärbündnis eine Gefahr für seine Sicherheit.

Wegen eines drohenden Staatsbankrotts forderte Poroschenko vom Internationalen Währungsfonds (IWF) eine Aufstockung der Finanzhilfen. Das teilte die Präsidialverwaltung in Kiew am Samstag nach einem Telefonat Poroschenkos mit der IWF-Chefin Christine Lagarde mit. Die Ukraine sei bereit, im Gegenzug ihre Verpflichtungen zu erfüllen, hieß es. Zuvor hatte eine IWF-Delegation in Kiew mehrere Tage Gespräche geführt, die im Jänner fortgesetzt werden sollen.

Nach dem Machtwechsel im Februar hat die Ukraine rund 8,2 Milliarden US-Dollar internationale Finanzhilfen erhalten. Allein der IWF stellte Kiew zusätzliche 17 Milliarden Dollar in Aussicht. Medien zufolge soll der Bedarf des von dem Bürgerkrieg in der Ostukraine ausgezehrten Landes um 15 Milliarden Dollar höher liegen.

Angesichts der schweren humanitären Lage im ostukrainischen Bürgerkriegsgebiet schickt Russland nach eigenen Agaben den mittlerweile zehnten Konvoi mit 1.400 Tonnen Hilfsgütern in den Donbass. Die Kolonne aus 170 Lastwagen solle an diesem Sonntag losfahren, sagte Zivilschutzminister Wladimir Putschkow. Die Fracht für die Regionen Donezk und Luhansk (Lugansk) bestehe aus Nahrungsmitteln, Baumaterialien, Medikamenten und Elektroteilen. Damit sollen sich die Menschen auf den Winter vorbereiten, sagte Putschkow am Samstag. Nach Angaben seiner Behörde sind auch 470 Tonnen Neujahrsgeschenke an Bord.

Die Ukraine kritisiert die seit Monaten andauernden russischen Hilfslieferungen als Verletzung ihrer Souveränität. Sie befürchtet, dass das Nachbarland mit den Transporten Nachschub für die schwer bewaffneten prorussischen Separatisten liefert.