Zusätzlich zu den Ausreisegenehmigungen für die Christen aus Gaza rechne man zu Weihnachten mit mehr als 25.000 Einreisegenehmigungen nach Israel für Christen aus dem Westjordanland. Mit Blick auf die anhaltende Abwanderung von Christen aus dem Heiligen Land sagte Shomali, dies sei eine persönliche Entscheidung des Einzelnen. Gleichzeitig betonte er die Bedeutung der einheimischen Christen für die Pluralität in ihrem Heimatland und rief sie zum Bleiben auf. Die Kirche richte große Bemühungen darauf, die einheimischen Christen im Heiligen Land zu halten.

Shomali äußerte sich aus Anlass der Presse-Präsentation der diesjährigen Patriarchats-Weihnachtsbotschaft. Gezeichnet ist sie von Patriarch Fouad Twal. In dem Text wird eine gemischte Bilanz über das Jahr 2014 gezogen. Es habe "die besten und die schlechtesten Zeiten" gebracht, heißt es. Als herausragende kirchliche Ereignisse werden der Besuch von Papst Franziskus im Mai und die Ankündigung der Heiligsprechung zweier Palästinenser genannt. Negativ erwähnt werden die Gewalt im Heiligen Land und der Gaza-Krieg. "Leider befindet sich unsere geliebte Heilige Stadt Jerusalem in Blut und Tränen", so die Botschaft. Man wolle keine religiöse Spaltung, denn die Aufgabe Jerusalems sei es, "die Stadt des Friedens und des interreligiösen Zusammenlebens zu sein".

Der Patriarch ruft die politische Führung von Israelis und Palästinensern zum Vorantreiben einer Lösung auf. Gleichzeitig betont er die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft als Vermittlerin. Am Sonntag besucht er wie traditionell zu Weihnachten die Pfarre in Gaza.

Beunruhigt zeigt sich das Oberhaupt der lateinischen Katholiken im Heiligen Land in seiner Botschaft auch über die Entwicklungen im Streit um ein geplantes Mauerstück in Cremisan bei Beit Jala. Die jüngste Anhörung vor dem Obersten Gericht lasse befürchten, dass das Gericht entscheide, die Ländereien von 58 palästinensischen christlichen Familien von Beit Jala durch den Mauerbau abzutrennen. Der Patriarch äußert die Hoffnung, die Richter mögen "von ethischen Prinzipien inspiriert werden und nicht von politischem Druck".

Mit Blick auf die Familiensynode im Vatikan vom Oktober betont die Botschaft, im Heiligen Land habe man andere Hauptanliegen als im Westen. Viele Familien litten unter dem Fehlen rechtsgültiger Dokumente. Vor allem bei Ehen zwischen Palästinensern und Nichtpalästinensern stünden die Paare vor der Schwierigkeit, ein Visum oder eine Aufenthaltsgenehmigung für den nicht-palästinensischen Ehepartner zu erhalten.

An die israelische Regierung richtet sich der Appell, die derzeitig geltenden Beschränkungen für die Familienzusammenführung zu lockern. Begrüßt wird die in der vergangenen Woche ausgesprochene Anerkennung von Familienzusammenführung in rund 600 Fällen. Allerdings sei dies "bei weitem noch nicht ausreichend angesichts der großen Zahl von Fällen".