Mit erhobenem Zeigefinger und donnernder Stimme hat sich der Geiselnehmer von Sydney gerne inszeniert. Man Haron Monis (50) war in wallenden Gewändern als selbst ernannter "Scheich Haron" unterwegs. Der gebürtige Iraner wollte als Kämpfer für den Islam ernst genommen werden. Dabei stand er wegen sexueller Belästigung in mehr als 40 Fällen und Beihilfe zum Mord an seiner Ex-Frau unter Anklage.

Der Mann flüchtete in den 1990er-Jahren aus dem Iran und erhielt 1996 in Australien politisches Asyl. Er fiel 2013 erstmals mit einer radikalen Webseite gegen den US-Militäreinsatz im Irak und Afghanistan auf. Dann schrieb Monis Hass-Briefe an Familien von australischen Soldaten, die in Afghanistan und im Irak getötet worden waren. Er wird zu 300 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt.

Im April 2013 wurde seine Exfrau in Sydney ermordet: Jemand attackierte sie auf der Straße mit einem Messer und zündete sie an. Monis wurde wegen Beihilfe angeklagt. Dann zeigen ihn zahlreiche Frauen wegen sexueller Übergriffe an. Sie hatten sich dem Mann anvertraut, der als Heiler mit magischen Kräften eine Praxis betrieb.

Monis soll vor Kurzem vom schiitischen zum sunnitischen Islam übergetreten sein. Er soll auf seiner Webseite, die inzwischen vom Netz genommen wurde, dem Führer der Terrormiliz Islamischer Staat, Abu Bakr al-Bagdadi, seine Treue geschworen haben.

Australiens Ministerpräsident Tony Abbott bezeichnete den getöteten Geiselnehmer als "schwer gestörte Person" und stellte die Frage, warum Monis trotz schwerwiegender Anklagen auf freiem Fuß war.