Zehntausende Menschen haben in Washington, New York und Boston friedlich gegen Polizeigewalt und Rassismus demonstriert. Allein in der Hauptstadt Washington versammelten sich am Samstag nach Angaben der Organisatoren bis zu 50.000 Menschen. Es seien mit die größten Kundgebungen der jüngsten Protestwelle, hieß es.

Marsch in Washington

Anlass der Proteste sind mehrere Fälle, in denen Polizisten unbewaffnete Schwarze getötet haben und anschließend nicht angeklagt wurden. Seit Wochen kommt es deshalb immer wieder zu Protesten, teilweise begleitet von Ausschreitungen.

An dem Marsch in Washington beteiligten sich auch Angehörige von Michael Brown. Der 18-Jährige war im August von einem weißen Polizisten in der Kleinstadt Ferguson in Missouri erschossen worden. Eine Geschworenen-Jury hatte entschieden, kein Verfahren zu eröffnen. "Was für ein Meer von Menschen", sagte Browns Mutter Lesley McSpadden. "Wenn sie das nicht sehen und etwas ändern, dann weiß ich nicht, was wir als nächstes tun werden." Bürgerrechtler fordern ein Gesetz, nach dem Bundesbehörden die Ermittlungen in Fällen übernehmen können, in denen Polizeigewalt im Spiel ist.

Auch die Mutter des zwölfjährigen Tamir Rice kam nach Washington. Ihr Sohn war im November von einem Polizisten in Cleveland in Ohio erschossen worden. Hinterbliebene von Eric Garner reihten sich ebenfalls in den Demonstrationszug ein. Garner war im Würgegriff eines Polizisten in New York umgekommen. Auch hier entschied sich eine Jury gegen die Erhebung einer Anklage.

"Hände hoch, nicht schießen"

"Alle Menschen sind gleich", hieß es auf Schildern, die die Menschen hochhielten, und: "Hände hoch, nicht schießen." Die Demonstranten sind davor überzeugt, dass der Tod von Brown, Rice und Garner keine Einzelfälle sind. Die Protestierenden sehen Belege für einen nach ihrer Auffassung weitverbreiteten Hass auf Schwarze innerhalb der Polizei. Sie verlangen mehr Schutz für Afroamerikaner und andere Minderheiten vor ungerechtfertigter Polizeibrutalität. Viele Demonstranten waren mit ihren Kindern gekommen.

In Boston nahm die Polizei nach eigenen Angaben rund zwanzig Menschen fest, die eine Autobahn blockieren wollten. In New York versammelten sich schätzungsweise bis zu 30.000 meist jüngere Menschen zu einem Protestzug durch Manhattan. In Anspielung auf die New Yorker Polizeibehörde skandierten sie: "Wie buchstabiert man Rassismus? NYPD!"