Nach dem Freispruch für den ehemaligen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak hat es am Samstag in Kairo Proteste gegen das Gerichtsurteil gegeben. Knapp 300 Menschen versammelten sich an einem Zugang zum Tahrir-Platz im Stadtzentrum. In Sprechchören riefen sie unter anderem: "Der Mörder freigesprochen, das Blut unserer Brüder nicht umsonst geflossen" und "Das Volk fordert den Sturz des Regimes".

Der Tahrir-Platz war während des Aufstandes gegen Mubarak im Jahr 2011 das Zentrum der Proteste gegen dessen jahrzehntelange autokratische Herrschaft. Im Februar desselben Jahres führten sie zu seinem Sturz. Während der 18-tägigen Revolte des "Arabischen Frühlings" töteten Armee und Polizei fast 850 Menschen.

Gut drei Jahre danach hat ein ägyptisches Gericht das Verfahren gegen Ex-Präsident Hosni Mubarak eingestellt. Auch sein damaliger Innenminister Habib el-Adly (al-Adli) sowie sechs führende Sicherheitsoffiziere wurde entlastet. Sie waren angeklagt, die Tötung von 800 Demonstranten angeordnet zu haben.

Während des Aufstandes gegen Mubarak, der 30 Jahre lang in Ägypten an der Macht war, waren Sicherheitskräfte gegen die Protestierenden vorgegangen. 2012 waren Mubarak und El-Adly deshalb zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Berufungsgericht ordnete allerdings die Wiederaufnahme des Verfahrens an. Mubarak hat die Vorwürfe bestritten.

"Nichts falsch gemacht"

Mubarak, der auf einer Trage in den Verhandlungssaal gebracht wurde, sagte nach dem Urteil in einem Telefoninterview mit dem ägyptischen Fernsehen, er habe "nichts falsch gemacht".

Der 86-Jährige dürfte vorerst nicht auf freien Fuß kommen, da er im Mai wegen der Veruntreuung öffentlicher Gelder zu drei Jahren Haft verurteilt wurde. Diese Strafe ende erst im August 2016, zitierte die Internetseite "Youm 7" eine Justizquelle. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht.

Am Samstag sprach das Gericht Mubarak zudem von Betrugsvorwürfen im Zusammenhang mit Gasexporten in den Nachbarstaat Israel frei. In einem weiteren Fall will die Justiz Korruptionsvorwürfe gegen ihn und seine Söhne nicht weiter verfolgen. Seither sei zu viel Zeit vergangen, erklärte Richter Mahmoud Kamel al-Rashidi. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, Berufung einzulegen, wie das Internetportal "Al-Ahram Online" meldete.

Mubaraks Anwalt Farid al-Deeb sagte nach dem Urteil, dieses beweise die "Unbescholtenheit" von Mubaraks Herrschaft. Unter den Demonstranten vor der Polizeiakademie, wo die Verhandlung aus Sicherheitsgründen stattfand, herrschte eine andere Meinung vor. Mustafa Mursi, dessen Sohn während der Revolte von 2011 getötet wurde, zeigte sich bestürzt: "Das Urteil ist ungerecht. Mein Sohn ist umsonst gestorben."

Auch Söhne freigesprochen

Zugleich sprach das Gericht Mubarak am Samstag von dem Vorwurf frei, Staatsgelder veruntreut zu haben. Ebenfalls freigesprochen wurden Mubaraks Söhne Gamal und Alaa sowie weitere Angeklagte. Nach dem Urteil brach im Gerichtssaal Jubel aus. Die Anklage hatte gegen Mubarak die Todesstrafe gefordert.

In einem anderen Verfahren war der Ex-Präsident im Mai bereits wegen Korruption zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der gesundheitlich angeschlagene 86-Jährige lebt in einem Kairoer Militärkrankenhaus.

Bei dem Richterspruch von Samstag handelt es sich um ein Urteil in einem Revisionsprozess. Mubarak war im Juni 2012 in einem ersten Verfahren zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Urteil wurde aber wegen Verfahrensmängeln aufgehoben.

Der 86-Jährige hatte auch im zweiten Prozess jede Schuld an dem Tod der Demonstranten zurückgewiesen. Vor dem Strafgericht sagte er aus, er habe im Frühjahr 2011 sein Amt aufgegeben, um ein Blutvergießen zu vermeiden.