Anschließend kam Franziskus mit Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, dem Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, zu einem ökumenischen Gebet zusammen. Die beiden Kirchenführer beteten am Abend gemeinsam mit Vertretern ihrer beiden Kirchen in der Patriarchatskirche St. Georg im Stadtteil Fener. Bartholomaios lobte, der Besuch sei ein "historisches und für die Zukunft vielversprechendes Ereignis".

Gemeinsam mit Hunderten Gläubigen feierte Franziskus am zweiten Tag seiner Türkei-Reise zudem eine katholische Messe. Zuvor hatte er Katholiken aus verschiedenen Gemeinden Istanbuls im Garten der Päpstlichen Repräsentanz herzlich begrüßt, mit ihnen gescherzt und ein Gruppenfoto gemacht, wie Papst-Sprecher Federico Lombardi sagte.

In seiner Predigt rief der Papst zur Einheit der verschiedenen Konfessionen und Glaubensrichtungen der Kirche auf. Im Hof der Heilig-Geist-Kathedrale wurde Franziskus mit lautem Jubel, Applaus und "Viva il Papa"-Rufen begrüßt. An der Messe nahmen auch Vertreter anderer Konfessionen teil.

Auch der Sonntag soll ganz im Zeichen der Ökumene stehen. Das Miteinander der christlichen Kirchen ist eines der wichtigen Themen der Papst-Reise.

Der Besuch des katholischen Kirchenführers steht unter strengen Sicherheitsvorkehrungen, direkter Kontakt mit der Bevölkerung war - anders als bei vorherigen Auslandsreisen - nicht vorgesehen. Franziskus ließ sich im normalen Mittelklassewagen eines französischen Herstellers durch Istanbul chauffieren. Die vom Präsidentenpalast bereitgestellte gepanzerte Limousine ließ er stehen. Laut Medienberichten waren rund 7.000 Sicherheitskräfte zum Schutz des Papstes im Einsatz.

Franziskus' dreitägige Visite ist der erste Türkei-Besuch eines Papstes seit acht Jahren. Zum Auftakt seiner Reise war er am Freitag in Ankara mit dem islamisch-konservativen Staatschef Recep Tayyip Erdogan zusammengetroffen und hatte sich für Religionsfreiheit sowie mehr interreligiösen Dialog angesichts des Vormarsches der Jihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) ausgesprochen.