Den Protesten in Kairo und anderen Städten des Landes schlossen sich weniger Menschen an als in der Vergangenheit. Die Sicherheitskräfte hatten vorab Position bezogen an den Versammlungsorten und lösten die meisten Demonstrationen rasch auf. Nur im Osten Kairos eskalierte die Situation: Dort kam es im Armenviertel Matariya zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Nach Angaben der Sicherheits- und Gesundheitsbehörden wurden dabei zwei Menschen getötet.

"Die Polizei hat willkürlich auf Demonstranten geschossen", sagte der Freund eines Opfers. Demnach gehörte der Mann dem Mursi-Lager an und nahm regelmäßig an Protesten teil. Das Innenministerium erklärte hingegen, die Sicherheitskräfte seien von Demonstranten beschossen worden. Zudem seien acht kleine Sprengsätze entschärft worden. 145 Menschen wurden demnach festgenommen, die meisten von ihnen noch vor Demonstrationsbeginn.

Die vom Militär getragene Regierung hat seit dem Sturz Mursis mindestens 15.000 seiner Anhänger festnehmen lassen. Bei blutigen Auseinandersetzungen wurden zudem mehr als 1.400 islamistische Demonstranten getötet. Die islamistische Muslimbruderschaft wurde im vergangenen Dezember als Terrororganisation verboten. Der Großteil ihrer Führung ebenso wie Mursi befinden sich in Haft und müssen sich wegen verschiedenen Vorwürfen vor Gericht verantworten.

Unterdessen erschossen am Freitag Unbekannte im Osten Kairos einen Armee-Oberst. Zwei Soldaten wurden bei dem Vorfall verletzt. Nach Militärangaben eröffneten die Täter das Feuer auf den Offizier und seine Begleiter, als diese gerade ein Hotel verließen. Über die Hintergründe der Tat lagen zunächst keine gesicherten Informationen vor.