Allerdings lehnte ein großer Teil der Basis ein generelles Verbot von Waffenlieferungen in Krisenregionen ab. Dies wurde in Parteikreisen als Abkehr vom radikalen Pazifismus früherer Jahre gewertet. Parteichef Cem Özdemir sprach von einer "kleinen Sensation". Das Nein zu Waffenlieferungen an die Kurden im Irak wurde vor allem damit begründet, dass diese in falsche Hände geraten können. Der Parteitag respektierte ausdrücklich "die Gewissensfreiheit der Abgeordneten, die zu einer anderen Einschätzung gelangt sind."

Rückhalt gab es für den einzigen grünen Ministerpräsidenten eine deutschen Bundeslandes, Winfried Kretschmann. Der baden-württembergische Regierungschef hatte im Bundesrat einem Asylkompromiss zugestimmt, was vor allem Linke kritisierten. Beim Parteitag erhielt Kretschmann allerdings eine Mehrheit für seine Politik, Protest kam von der Grünen Jugend. Gefordert wurden auf dem Parteitag zudem eine radikale Agrarwende und mehr Verbraucher-, Klima und Tierschutz.

Das in der Kritik stehende Führungsquartett um Özdemir und Co-Chefin Simone Peter sowie die Fraktionschefs Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter hat sich damit in vielen Punkten durchgesetzt. Mit den Beschlüssen will sich die Partei als linksliberale Kraft etablieren und als eigenständige "Partei der Freiheit" 2017 in den Bundestagswahlkampf gehen. Flügelkämpfe zwischen "Realos" und Linken sowie Bundes- und Länderspitzen sollen dafür eingedämmt werden.

Özdemir hatte sich immer wieder für weitere Waffenlieferungen zur Bekämpfung der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ausgesprochen. Er bezeichnete Militäreinsätze als letztes Mittel. "IS ist nicht der Islam. IS ist der Feind des Islam", sagte er in der Debatte über die Terrormiliz. Die Kurden müssten in die Lage versetzt werden, sich zu wehren.

Ex-Grünen-Chefin Claudia Roth lehnte weitere Waffenlieferungen ab: "Die ganze Region ist doch schon ein gigantisches Waffenlager." Nötig seien eine Gesamtstrategie und eine politische Lösung. Humanitäre Hilfe dürfe nicht "als Yogamatte oder Wegschauen" diskreditiert werden, kritisierte Roth indirekt Özdemir.